„Schloss ohne Kreuz“

22.05.2017  Bayernkurier

2019 soll das Berliner Stadtschloss fertig werden, 590 Millionen Euro soll es dann gekostet haben. Dank privater Spenden konnte auch die Kuppel mit dem Kreuz wieder originalgetreu errichtet werden. Das Kreuz aber passt Grünen und Linken nicht.

Von Andreas von Delhaes-Guenther

Vor 25 Jahren gründete sich der Förderverein Berliner Schloss, dessen Ziel die originalgetreue Wiederrichtung des alten Berliner Stadtschlosses war. Mit Erfolg: Im Juli 2002 stimmte der Bundestag mit fast Zweidrittelmehrheit für einen Neubau mit einer Nachbildung der Schlossfassade. Grundsteinlegung war im Juni 2013, Richtfest im Juni 2015. Bauherrin und Bau-Eigentümerin ist die Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum. Nach Fertigstellung 2019 soll der Gebäudekomplex das künftige Humboldtforum beherbergen, mit außereuropäischen Sammlungen und weiteren Ausstellungen sowie als Ort für Veranstaltungen.

Spenden ermöglichen die Rekonstruktion

Die vollständige Rekonstruktion der alten 36 Meter hohen Kuppel auf dem 35 Meter hohen Gebäude war in den Kostenberechnungen von maximal 590 Millionen Euro ursprünglich nicht enthalten. 478 Millionen Euro sollte der Bund, 32 Millionen das Land Berlin und 80 Millionen Spenden aufbringen. Doch großzügige Einzelspenden in Höhe von 15 Millionen Euro haben nun auch den Kuppelnachbau unter anderem mit Kupferblech-Verkleidung ermöglicht, wie der Förderverein verkündete. Nur die acht dreieinhalb Meter hohen Skulpturen auf der Balustrade des Kuppelunterbaus sind derzeit noch nicht finanziert, die aber auch nachträglich noch aufgesetzt werden können. Weitere Spenden über 2,6 Millionen Euro garantierten das Verbindungsstück zwischen Kuppel und Kreuz, die „Laterne“. Und: Inga Maren Otto, Witwe des 2011 verstorbenen Versandhauskönigs Werner Otto, spendete rund eine Million Euro für das goldene, fünf Meter hohe Kreuz auf dem Kuppeldach.

Ein Kreuz gefährdet die Neutralität?

Doch genau dieses Kreuz sorgt für Ärger: Statt sich zu freuen, dass in Berlin auch mal ein Großprojekt gute Baufortschritte macht, fordern Grüne und Linke, kein Kreuz auf der Kuppel zu errichten – obwohl es auf dem Originalbau eines gab. Die Begründung für diese Architektur- und Geschichtsverfälschung: Das Kreuz gefährde die Neutralität des Bauwerks. „Die Bundesregierung beteuert immer, das Humboldt-Forum solle ein Museum neuen Typs für die gesamte Weltgemeinschaft werden“, meint gegenüber der Zeitung Die Welt Sigrid Hupach, kulturpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag. „Es soll ein öffentliches Gebäude sein, in das sich alle eingeladen fühlen. Aber wie soll ein solcher offener Dialog der Kulturen gelingen, wenn oben auf der Kuppel ein Kreuz schon die Richtung vorgibt? Eine solche Hierarchisierung der Kulturen und Religionen halte ich für absurd.“ Die privaten Spenden findet sie auch noch hochproblematisch, weil sie Einfluss auf die Bauweise nehmen würden – dabei ist das Baubild ja durch das alte Schloss vorgegeben. Für die Linke ist deshalb klar: Das Kreuz muss weg. „Es braucht jetzt eine öffentliche Debatte über die Frage nach dem Kreuz, um die Idee noch zu verhindern.“

 

Ins gleiche Horn stoßen die Grünen, von jeher keine Freunde christlicher Symbole. „Das Humboldt-Forum auf eine Religion zu reduzieren, entspricht nicht dem humanistischen Grundgedanken und wäre falsch. Das neue Berliner Stadtschloss soll schließlich dem Austausch aller Kulturen dienen“, so Antje Kapek, Fraktionschefin der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, in der Welt. Die Berliner Zeitung schlug nun gar in einem Kommentar eine Fahnenstange vor, „auf der es europäisch, deutsch, katholisch, evangelisch, hindu- oder buddhistisch oder auch regenbogenbunt wehen kann“. Mit Ausrufezeichen wird vor dem „neuen“ Kreuz gewarnt: „Hier handelt es sich um ein neues Kreuz über einem vollständig neuen Gebäude. Es geht also nicht um die Bewahrung historischer Bedeutungszeichen, sondern um ein neues (!) kulturelles Signal, das unsere Gesellschaft setzen wird.“

Der ewige linke Kampf gegen Kreuze

Es ist der alte Wunsch der linken Parteien, die christlichen Traditionen in Deutschland zu beseitigen, insbesondere Kreuze. Dass das Christentum unter anderem maßgeblich die deutschen Gesetze einschließlich des Grundgesetzes beeinflusst hat, wird ignoriert.

 

„Das Kreuz ist für mich das Zeichen der frohen Botschaft des christlichen Glaubens für alle Menschen“, erwidert Berlins katholischer Erzbischof Heiner Koch. „Mit dem Kuppelkreuz haben seine Erbauer auch zum Ausdruck gebracht, dass sie ihre besondere Verantwortung als Herrscher bewusst vor Gott wahrnehmen wollten. An diese Haltung zu erinnern wäre auch heute für Berlin von großer Bedeutung.“ Gerade in Berlin, aber das sagt er nicht. Kulturstaatsministerin Monika Grütters von der CDU kann nur Gutes im Kreuz erkennen und erinnert: „Unsere Kultur der Offenheit, Freiheit und Barmherzigkeit hat ihre Wurzeln in unserem christlichen Menschenbild.“ Das Angebot eines offenen Hauses wie des Humboldtforums sei nur glaubwürdig, wenn man sich dieser Identität bewusst sei und sie auch zeige. Deshalb gehöre das Kreuz dazu. „Nur wer sich seiner Identität sicher ist, kann dem anderen Raum geben, ohne sich bedroht zu fühlen. Dafür steht für mich das Kreuz“, so Grütters gegenüber der Welt.

 

Der Vorstand der Stiftung Berliner Humboldt-Forum will das Kreuz behalten, nicht aus religiösen Gründen, sondern weil der Bundestag beschlossen hatte, die historische Fassade zu „rekonstruieren“, also möglichst originalgetreu wieder zu errichten. Dazu gehöre eben auch das Kreuz. „Man kann nicht in die Beliebigkeit abrutschen und sagen, dieses historische Element nehmen wir mit rein, jenes nicht. Das wäre eine Manipulation“, mahnt Vorstand Johannes Wien. Die Welt erinnert zudem an weitere Symbole, die den Linken ein Dorn im Auge sein könnten: zwei Propheten aus dem Alten Testament an der Kuppel, die Personifikationen der drei göttlichen Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung am Innenportal des Schlosses sowie die Adler Preußens.

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Das Berliner Stadtschloss

Das alte Berliner Stadtschloss (ab 1443 erbaut) war das dominierende Bauwerk in der historischen Stadtmitte. Im Zweiten Weltkrieg brannte das Gebäude bis auf den Nordwestflügel zum größten Teil aus. Die sozialistische DDR-Regierung ließ das Bauwerk verkommen und beschloss 1950, die Reste zu sprengen. Bis März 1951 war das Schloss verschwunden. An gleicher Stelle wurde zuerst der Marx-Engels-Platz für Kundgebungen errichtet, ab 1973 der Palast der Republik, Sitz der Volkskammer. Dieser Bau wurde zwischen 2006 und 2009 abgerissen.

Der Förderverein Berliner Schloss sorgte schon 1993 bis 1994 für eineinhalb Jahre für eine farbige Fassadenbildinstallation, um das äußere Erscheinungsbild und die Ausmaße des alten Stadtschlosses zu visualisieren. Bei rund 80 Millionen Euro, später 105 Millionen Euro, lag das Spendenziel – diese Summe entspricht dem Mehrpreis der rekonstruierten alten Schlossfassade gegenüber einer modernen. Neben großen Berliner Firmen beteiligen sich auch viele Amerikaner wie schon bei der Dresdener Frauenkirche an den Spenden. Derzeit sind nach Auskunft der Stiftung 62 Millionen Euro an Barspenden zusammengekommen, dazu kämen Sachspenden und Spendenversprechen in Höhe von 11 Millionen Euro. Unter Umständen wird der Bund die Fassade vorfinanzieren, bis das endgültige Spendenziel erreicht ist.

 

Quelle: Bayernkurier, 22.05.2017

 

 

4 Kommentare zu “„Schloss ohne Kreuz“

  1. Ein Schlag ins Gesicht aller Spender für das Schloß.Haben die Grün-Linken keine anderen Probleme ,als sich um Dinge zu kümmern,von denen sie nur eine vorgefasste Meinung haben?Es ist unsäglich mit diesen Minderheitenparteien.

      1. natürlich nicht,es geht dabei nur um die Verweigerungs Haltung der Linken,das hat mit „Glauben“ ,nichts zu tun

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