Warum wurde das Ensemble der Mitte Berlins als Gesamtkunstwerk bezeichnet?

Der Gleichklang der Strukturen der großen Bauwerke der Mitte Berlins nach den architektonischen Regeln Vitruvs und Palladios bildete aus den einzelnen Solitärbauten der verschiedenen Jahrhunderte ein spannungsvolles und doch außerordentlich harmonisches Ensemble. In den Kunstgeschichten der Welt wurde vor dem Kriege dieses Ensemble auch wegen seiner großen Harmonie als architektonisches „Gesamtkunstwerk Berlin“ bezeichnet.

Nachstehend einige wichtige Äußerungen zur städtebaulichen Bedeutung der Berücksichtigung des Ensemblegedankens bei der Planung von Stadträumen.

„Die Architektur beschränkt sich nicht auf Einzelhäuser als Inseln des elitären Geschmacks, sie fordert die gestaltete Wechselwirkung zur Stadtlandschaft als Ganzes. Architekten und Gartenarchitekten können dieses Ganze, das mehr ist als die Summe seiner Teile, inszenieren, wenn sie es gemeinsam tun.“
(Prof. Volkwin Marg, Architekt, in „Bauen nach der Natur“ die Erben Palladios in Nordeuropa)

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Schlossplatz m. Großem Kurfürsten,1906 , Luftaufnahme der Linden mit dem Schloss

Die Berliner Repräsentationsbauten der alten Mitte haben diese gemeinsame Architektursprache.

“Die Verständlichkeit der Sprache beruht auf der Konvention architektonischer Begriffe. Die Begriffe der Formensprache haben ihren Ursprung in den archetypischen Metaphern der Baugeschichte wie Turm, Gewölbe, Tempel, Säulenhalle, Kolonnade, Treppenhaus. Die Satzordnung der architektonischen Begriffe bedient sich wie in der Musik von jeher der einfachen Mittel, der Reihung, Rhythmik, Achsialität, Spiegelung, Balance und Symmetrie.”
(Volkwin Marg)

 

“Nur wer sich frei in dem Bedürfnis bewegt, wird sich schön zeigen, wenn er nur in dieser Freiheit das Charakteristische gibt, wodurch der Gegenstand individuell wird.”
“(Karl Friedrich Schinkel)

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Königliche Bibliothek, “Bücherkommode” im Volksmund, 1904

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Opernplatz mit Opernhaus und Hedwigskirche, um 1880

“Der Platz auf welchem das Gebäude (d.i. das Alte Museum gegenüber dem Schloss) stehen soll, ist als der Hauptplatz in Berlin etwas ausgezeichnetes. Man hat sich wohl vorzusehen: Nicht statt des Einfachen und Großartigen, das Dürftige hinzustellen und diesen Hauptplatz, statt ihn zu verschönern, zu verunzieren.”

(Karl Friedrich Schinkel anlässlich der Bauplanung für das Alte Museum am Lustgarten, 1820)