ZDF-Beitrag

Da ich erst jetzt den ZDF- Beitrag aus "Bürger rettet eure Städte" im Netz sehen konnte, wollte ich gern Ihre Meinung dazu hören und meine niederschreiben.

1. glaube ich, dass das Projekt Stadtschloss zu glimpflich davon gekommen ist (vielleicht wollte man Herrn Boddien nicht verprellen), Kritik an dem Projekt konnte man nur indirekt über die Komandatur nachvollziehen

2. finde ich den Kommentar sehr gut gelungen. Der meiner Meinung nach das eher sentimentale Interesse der Menschen an den neuen "alten" Gebäuden aufzeigt, als ihr wirkliches Interesse an Geschichte. Das Desinteresse für echte Denkmäler, weil sie zu verfallen, zu klein oder abgelegen sind, ist erschreckend.

Ich selbst schreibe mein Diplom im Bereich Gartendenkmalpflege(über einen kleinen zugewachsenen Gutspark und versuche so viel wie möglich zu retten und zu dokumentieren). Manchmal möchte man verzweifeln wenn man sieht was für Schätze überall verfallen. Denn oft war es nicht der Krieg sondern die Jahrzehnte danach die in Ost wie West die alten Parks und Gutshäuser verfallen ließen. Dies liegt zum Teil auch daran das zu viel Aufmerksamkeit nur auf die spektakulären Objekte gelenkt wird, von Politik, Touristenverbänden und Medien. Dabei ist ein kleines Gutshaus irgendwo in Brandenburg wesentlich aussagekräftiger, geschichtsträchtiger und schöner als eine "Pseudoschlossreko".

11 Kommentare zu “ZDF-Beitrag

  1. Mein lieber Herr Hartmann.
    Zunächst wünsche ich Ihnen ein gelungenes Diplom, viel Erfolg dabei. Freuen würde ich mich, würden sie mir einen Tipp geben wie ich mir diesen Film im Netz anschauen kann. Wissen sie, Menschen sind doch sehr egogeleitet. Auch Sie und sicher auch ich. Darauf möchte ich aufmerksam machen. Wer schon ist in der Lage das Eine gegenüber dem Anderen auf – oder abzuwerten. Toll, dass es Menschen gibt die sich solcher vermeintlich vergessener Projekte annehmen. Dann besinnen Sie sich darauf und nehmen dies doch bitte nicht als Anlass Parallelen zu ziehen und das Projekt Humboldt – Forum immer wieder in Frage zu stellen. Schliesslich wird die Geschichte ihr eigenes Urteil fällen. Und so wahnsinnig viel ist geschehen in den vergangenen 20 Jahren. Noch gut erinnere ich mich daran welch marodes und verfallenes Bild die Ost – City Berlins nach der Wende hergegeben hat. Schritt für Schritt…
    Ach das entstehende Humboldt – Forum wird im Laufe der Zeit – wieder – zu einem historischen Gebäude geworden sein. Wer weiss denn schon was es für das Stadtbild Berlins bedeuten wird, wer weiss denn schon welche Geschichten geschrieben werden und wie es Geschichte beeinflussen wird, und auch die der Menschen. Wer weiss denn schon wie die Menschen in Jahrzehnten darüber denken werden. Ich möchte über meinen Tellerrand hinausblicken und die Geschichte sprechen lassen.
    Ja, auch ich pflege meine Sentimentalität. Und für mein ganz subjektiv empfundenes Wohlgefühl in meiner geliebten Heimatstadt Berlin ist das Humboldt – Forum in der Gestalt des Stadtschlosses ein unverzichtbares Muss. In all meinen menschlichen Facetten fühle ich mich wesentlich inspirierter zu"Kunst"und beflügelnden Fantasieausbrüchen von einer vorzüglich geschmückten Fassade als durch nackten Beton mit Glaselementan dazwischen. Wesentlich anregender empfinde… ich das… .
    Gruss.

  2. Der Film ist zu sehen unter http://www.zdf.de
    Dort oben rechts gehen Sie auf ZDF-Mediathek -> Sendungen ->Buchstabe B wie "Bürger rettet eure Städte"

    Was den Wert des neugebauten Humboldtforums gegenüber eines echten Denkmals betrifft: Die Zeitschichten, die die Schlossfassaden vorgaukeln, hat das neue Gebäude nie durchlebt, daher ist es geschichtlich und denkmalpflegerisch weniger bedeutend als ein kleines echtes Gutshaus in Brandenburg.
    Ob in Zukunft auch das neue "Schloss" wieder als bedeutendes Werk unserer Epoche(nicht Schlüters oder Stülers) anerkannt wird, kann man natürlich nicht vorher wissen, dafür sind die nachfolgenden Generationen zuständig.

    Im übrigen hoffe ich ja immer noch auf einen innovativen Entwurf der die "alten" Fassaden mit modernen Mitteln beim restlichen Gebäude aufnimmt und weiter spinnt.

  3. Vielen Dank für den Tipp und die schnelle Antwort.
    Ich stimme Ihnen im Grundsatz zu. In Berlin gibt es ebenso noch viel historische Bausubstanz die es zu erhalten und pflegen gilt, wie im übrigen Bundesgebiet auch.
    Ich warte nun erstmal den Siegerentwurf für das Humboldt-Forum ab. Ich blicke dem sehr optimistisch entgegen und werde mich bis dahin mit weiteren Äusserungen zurückhalten. Nur, die Möglichkeit einer Rekonstruktion eines Gebäudes betrachte ich als eine Chane, nicht etwa als einen Frevel, o. Ä. Dass es hierbei nicht um eine 1:1 Reko geht und gehen kann ist uns allen klar. Eine weitere, oder später fortgeführte Rekonstruktion sollte aber ermöglicht sein und bleiben. Ob diese Symbiose gelingt werden wir bald erfahren haben. Auch das liegt dann sicher wieder im Auge des Betrachters. Schließlich lässt sich über Geschmack immer"streiten", so eben auch über die Formen in der Architektur. Die Formensprache, das ein Stadtbild prägendes Medium, dient auch dazu ein Wohlgefühl der Bürger zu gewährleisten und nicht ausschließlich dazu, dem Ego des Architekten zu seiner Entfaltung zu verhelfen. Oder verstehe ich das nicht korrekt?
    Der Schinkelplatz ist schon jetzt zu einer meiner liebsten Aufenthaltsorte im öffentlichen Raum geworden. Im übrigen empfinde ich die Stadthäuser auf dem Friedrichswerder, die kleinparzellierte Bebauung und die teilweise verspielte Gestaltung der Fassaden als sehr anregend und gelungen. Die Falkoniergasse ist ebenso ein Projekt auf das ich mich freue, nicht original rekonstruiert; modern und dabei traditionelle Elemente aufgreifend und sich der Umgebung anpassend. Das freut mich und lässt mich wohl fühlen!
    In diesem Sinne und mit viel Spannung im Hinblick auf kommenden Freitag…
    Alles Gute.

  4. Die Falkoniergasse wird eine ästhetisch optimale Ergänzung des Friedrichwerders, auf deren Realisierung ich mich schon arg freue.

    Kleiner Tipp von mir: schauen Sie sich bitte doch einmal unter http://www.stuhlemmer.net unter "Projekte", dann nach unten scrollen die Gedankenspiele vom Architekturbüro Stuhlemmer zur Bebauung des Westrandes des Schinkelplatzes an: einfach passend und wunderbar…und dann noch die Bau-Akademie zur Abrundung des Ensembles dazu…

  5. Vielen Dank für diese Anregung. Ich bin irgendwann einmal über diese Entwürfe gestolpert und war/bin hellauf begeistert und hoffe inständig, dass diese so oder ähnlich realisiert werden. Auf zauberhafte Weise würde sich das historische Zentrum zusammenfügen. Aber vor 2010 wird sich da wohl nichts tun, oder haben Sie nähere Informationen?
    Der Falkoniergasse fiebere ich auch entgegen. Auf der Homepage ist der Baubeginn noch immer auf den Sommer des laufenden Jahres datiert. Hm.
    Schinkelplatz und Randbebauung, Akademie, Friedrichwerdersche Kirche, Humboldt-Forum und F.-Gasse, welch ein Ensemble. Verzaubert bin ich schon jetzt.
    Mit lieben Grüßen, S. Hensel.

  6. Guten Abend, Frau/Herr Hensel,

    auch mich hat die gedankliche Vorwegnahme der Realisierung der genannten Projekte verzaubert.

    Diese Woche wird wohl der letzte Treppenturm des PdR verschwinden (ich merke das ohne jegliche Schadenfreude an, denn viele Menschen haben sehr positive Erinnerungen an schöne Stunden und Erlebnisse im Palast und das sollten wir alle respektieren), danach beginnt die 2-jährige Wartezeit, die wir produktiv nutzen sollten.

    Nur Geduld: in absehbarer Zeit werden Museumsinsel, der Dom, unser Schloss, die F.-Gasse, die Bau-Akademie (Dank an Herrn Kohloff) und die hoffentlich gebauten Gedanken von Stuhlemmer´s Büro ein architektonisches Ensemble bilden,auf das Berlin und wir mit Stolz blicken und uns in diesem Stadtraum wohlfühlen können.

    Die Schloßfreiheit sollte ihre Freiheit aufgrund der unverbauten Sichtachse behalten dürfen.

    In diesem Sinne freundliche Abendgrüße aus Karlsruhe, Michael Ruth

  7. Interessant anzuschauen sind die Gebäude ohne Zweifel. Doch etwas zu aufgeregt und gestückelt finde ich sie auch. Ich frage mich auch was Fassaden à la Rotterdam, New York oder London dort zu suchen haben.

    Wäre nicht der monumentale, schlichte Stil des Aussenministeriums(ehem. Reichsbank) genau gegenüber, würde ich vor lauter Grelligkeit und Aufdringlichkeit dieser Townhouses einen Knall kriegen.

  8. Prinzipiell stimme ich Ihnen zu Herr Hartmann,ich empfinde die Townhouses ebenso als "Fremdkörper" in dieser Umgebung, aber wollen Sie auch den Rest meiner Argumentation bzgl. Schinkelplatz und Schloß und Bau-Akademie und Stuhlemmers Idee negieren oder wegdiskutieren ??

  9. Prinzipiell stimme ich Ihnen zu Herr Hartmann,ich empfinde die Townhouses ebenso als "Fremdkörper" in dieser Umgebung, aber wollen Sie auch den Rest meiner Argumentation bzgl. Schinkelplatz und Schloß und Bau-Akademie und Stuhlemmers Idee negieren oder wegdiskutieren ??

  10. Guten Abend Hr. Ruth.
    Kommenden Freitag sollen die letzten Reste der noch verbliebenen Treppentürme verschwunden sein. Wie passend, denn auch soll am kommenden Freitag der Siegerentwurf für das Stadtschloss/Humboldt-Forum gekürt werden. Auch ich hege keine Schadenfreude, und dennoch freue ich mich, dass dieses an diesem Ort vollkommen deplazierte und in meinen Augen nicht gerade ästhetische Gebäude verschwindet. Einschränkend gestehe ich ein, dass mich mit dem PdR keine persönlichen Momente verbinden und mir somit der Abschied sicher leichter fällt. Ich habe nochmals recherchiert und erfahren, dass der Baubeginn für die Falkoniergasse für das erste Quartal 09 vorgesehen ist. Sicher steht dieser Termin auch im Zusammenhang mit dem gerade auf diesem Areal eröffneten Weihnachtsmarkt. Wohl zum letzten Mal. Die Schlossfreiheit bleibt sicher unbebaut, denn auf dem Sockel des ehemaligen Nationaldenkmals Wilhelm 1 soll aktuellen Bestrebungen nach das sog. Einheitsdenkmal entstehen. Die übrigen das künftige Stadtschloss umgebenden Stadträume sollen originalgetreu hergerichtet werden, was auch eine Replatzierung des Neptunbrunnens auf den eigentlichen Schlossplatz bedeutet. In meiner Fantasie ist dies alles schon verwirklicht und ich schwelge…
    Besonders die beiden Eckhäuser zum Friedrichswerder hin, vis à vis des Spindlerbrunnens finde ich gelungen, und vorallem auch ein Projekt von Hr. Kohloff, welches ein Säulenfoyer erhalten wird.
    Einfach schön. Grüße nach Karlsruhe aus Berlin, Hr. Hensel
    @ Hr. Hartmann.
    Warum wundert es mich nicht, dass sie anderer Meinung sind?
    Meist habe ich den Eindruck, dass Sie notorisch einen Kontrapunkt besetzen wollen. Aber dies ist meine Wahrnehmung und keinesfalls eine Unterstellung!
    Ich jedenfalls finde die Projekte in diesem Stadtraum gelungen und akzeptabel. Spannend finde ich auch die teilweise architektonische Anlehnung an Bautraditionen aus Amsterdam und London, schön anzuschauen und weshalb auch nicht???
    Oder sollen wir nun für das verschwinden fremder Baukulturen aus unserem Stadtbild sorgen?
    Das wäre sicher nicht in Ihrem Sinn und in meinem schon gar nicht. Wunderbar die Synagoge in der Oranienburger Str., umrahmt von gründerzeitlichen Bürgerhäusern, oder die neue Moschee am Görlitzer Bahnhof…usw.
    Beste Grüße…

  11. Da ich mich dazu nicht geäußert habe, habe ich auch nicht viel dagegen zu argumentieren.
    Das Einhalten historischer Rahmen die durch moderne Gebäude gefüllt werden(hoffentlich auch mit Qualität und Bezug zur alten Bebauung) befürworte ich.

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