„Widerstand gegen Kuppelkreuz auf Stadtschloss“

20.05.2017  idea

In Berlin ist erneut eine Debatte um die Rekonstruktion des Stadtschlosses entbrannt. Stein des Anstoßes diesmal ist das Kuppelkreuz. Vertreter der Linken und der Grünen fordern, auf das Symbol zu verzichten, weil es die Neutralität des Bauwerks gefährde.

„Es soll ein öffentliches Gebäude sein, in das sich alle eingeladen fühlen. Aber wie soll ein solch offener Dialog der Kulturen gelingen, wenn oben auf der Kuppel ein Kreuz schon die Richtung vorgibt“, fragte die kulturpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Sigrid Hupach, gegenüber der Tageszeitung „Die Welt“. Sie sprach von einer „Hierarchisierung der Kulturen und Religionen“. Es brauche eine öffentliche Debatte über die Frage nach dem Kreuz, „um die Idee noch zu verhindern“.

Auch die Fraktionschefin der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, Antje Kapek, sieht das Kuppelkreuz kritisch: „Das Humboldt-Forum auf eine Religion zu reduzieren, entspricht nicht dem humanistischen Grundgedanken und wäre falsch. Das neue Berliner Stadtschloss soll schließlich dem Austausch aller Kulturen dienen.“

Erzbischof Koch: Das Kreuz drückt die Verantwortung vor Gott aus

Der katholische Erzbischof von Berlin, Heiner Koch, hingegen erklärte, für ihn sei das Kreuz ein Zeichen der frohen Botschaft des christlichen Glaubens für alle Menschen. Mit dem Kuppelkreuz hätten seine Erbauer zudem zum Ausdruck gebracht, dass sie ihre besondere Verantwortung als Herrscher bewusst vor Gott wahrnehmen wollten. Koch: „An diese Haltung zu erinnern, wäre auch heute für Berlin von großer Bedeutung.“

Die Berliner Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) verteidigte das Kreuz ebenfalls: „Unsere Kultur der Offenheit, Freiheit und Barmherzigkeit hat ihre Wurzeln in unserem christlichen Menschenbild.“ Nur wer sich seiner Identität sicher sei, könne dem anderen Raum geben, ohne sich bedroht zu fühlen. Grütters: „Dafür steht für mich das Kreuz, und deshalb gehört es für mich zum Schloss dazu.“

Das Berliner Stadtschloss war 1950 auf Befehl von Walter Ulbricht (1893-1973) gesprengt worden. Der Wiederaufbau soll voraussichtlich 2019 abgeschlossen sein. Im sogenannten Humboldt-Forum wird ein Zentrum für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Bildung entstehen.

 

Quelle: idea, 20.05.2017

 

 

8 Kommentare zu “„Widerstand gegen Kuppelkreuz auf Stadtschloss“

  1. Unglaublich! Wer Sicherheit und soziale Unterstützung eines christlich geprägten Staates wünscht, hat dessen Werte, Kultur und Gesetzgebungen zu respektieren! Diese Diskussion wäre zu einer anderen Zeit absolut undenkbar gewesen!

    Zu Zeiten von Bundestagswahlen sollten die Altparteien, insbesondere die Grünen und Linken, dringend eine Lektion erteilt bekommen!

    Die Kirche sollte zudem ihre kriecherische sowie auch schädigende Verhaltensweise dringend überdenken, ansonsten macht sie sich der Islamisierung Deutschlands und Europas mitschuldig und sich selbst arbeitslos.

  2. Es ist unglaublich: Gegner des Berliner Schlosses und des Humboldt-Forums haben lange genug an dem gesamten Projekt gemäkelt, sowohl an dem städtebaulichen Ensemble der Museumsinsel, an der Form und dem barocken Erscheinungsbild des Schloss-Bauwerks, an der folgerichtigen Rekonstruktion des Schloss-Umfeldes und der restituierten Denkmäler. Jetzt richtet sich die Ablehnung auf das Kuppelkreuz mit weit hergeholten Vorbehalten. Demnächst wird man verlangen, auch die in Arbeit befindliche Laterne mit den Cherubinen abzubestellen und die gerade im Mauerwerk eingesetzten Engelchen wieder herauszubrechen. Überhaupt gehört wohl auch jedes griechisch-römische Architektur-Zitat als Ausdruck westlich-abendländi­scher Dominanz wieder
    entfernt.

  3. Unser Land ist humanistisch (!) geprägt. Es handelt sich außen um eine Rekonstruktion, innen um ein weltliches (!) Museum als Teil und Erweiterung der Museumsinsel, u.a. mit Platz für alle (!) Religionen, aber insgesamt ist das nur ein kleiner Teil der Ausstellung.
    Zu Zeiten des Baus waren Staat (Schloss) und Kirche nicht getrennt, deshalb das Kreuz – jetzt aber sind sie getrennt.

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