„Unter den Linden soll Flaniermeile werden“

12.01.2017   Berliner Abendblatt

 

Von Marley Lackermann

Die Metropole New York hat es vor einigen Jahren vorgemacht und verwandelte den berühmten Times Square in eine autofreie Zone. Warum also sollte dieses Konzept nicht auch rund um das Brandenburger Tor umgesetzt werden? Diese Idee kam bei den Koalitionsgesprächen von SPD, Linken und Grünen auf den Tisch. Unter den Linden soll vom Humboldt-Forum bis zum Tor fußgängerfreundlich umgestaltet werden, heißt es in der Koalitionsvereinbarung.

Offen für Taxis und Busse

Dabei geht es in erster Linie um einen verkehrsberuhigten Bereich. „Unter den Linden wird keine reine Fußgängerzone wie beispielsweise die Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg“, sagt Ephraim Gothe (SPD), Stadtrat für Stadtentwicklung in Mitte. Für Busse und Taxis soll der Boulevard weiterhin offen bleiben. Erste Ansätze seien die Ausbreitung der Bürgersteige und die Verlagerung des Verkehrsbereichs auf die Torstraße und Leipziger Straße. Ein genaues Konzept und eine konkrete Zeitplanung stünden bisher noch nicht fest, so Petra Rohland, Pressesprecherin des Senats für Stadtentwicklung. Bei der Umgestaltung spielten auch die laufenden Bauvorhaben der BVG für den Ausbau der U-Bahnlinie 5 eine Rolle. Ein paralleles Arbeiten sei aber durchaus möglich, versichert Gothe: „Die Bauarbeiten der U5 sind schon so weit fortgeschritten, dass wir oberirdisch bereits Fußgängerwege erweitern und neue Linden pflanzen könnten.“

ADAC äußert Kritik

Aus Sicht des Stadtrats sei „Unter den Linden“ eine der vornehmsten Flanierstraßen, ein Anziehungspunkt für Touristen und Berliner. Der ADAC äußert sich jedoch kritisch zu den Plänen der Koalition. „Unter den Linden lebt vom Verkehr, besonders zu den Tageszeiten, an denen kaum noch Menschen zu Fuß unterwegs sind“, so Jörg Becker, Verkehrsleiter beim ADAC Berlin-Brandenburg. Mehr Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer könne auch ohne die komplette Sperrung des Autoverkehrs gewährleistet werden. Außerdem biete die Straße wenig Geschäfte und sei nur zu bestimmten Events, wie zum Beispiel beim „Festival of Lights“, gut besucht. Deshalb hält Becker die Friedrichstraße als typische Einkaufsmeile besser zum verkehrsberuhigten Flanieren geeignet. Diese Meinung teilt Stadtrat Gothe allerdings nicht: „Unter den Linden bietet viele repräsentative Geschäfte, die bereits ein großes Zielpublikum haben. Und die Besucherzahl steigt ständig.“

 

 

Quelle: Berliner Abendblatt, 12.01.2017

 

 

15 Kommentare zu “„Unter den Linden soll Flaniermeile werden“

  1. “ Diese Meinung teilt Stadtrat Gothe allerdings nicht: „Unter den Linden bietet viele repräsentative Geschäfte, die bereits ein großes Zielpublikum haben. Und die Besucherzahl steigt ständig.“

    Quatsch!

  2. Warum nicht? Einfach weil in NYC links und rechts vom Times Square jede Menge parallel-laufende Durchgangsstraßen existieren. Aber wenn Berlin unbedingt Posemuckel nacheifern will… bitte schön! Ich glaube allerdings, in Paris käme niemand auf die Idee, die Champs Élysées dauerhaft zur Fußgängerzone zu machen. 🙁

  3. Dieses vorhaben gäbe berlin und deutschland den wahrscheinlich mit einem der schönsten plätze weltweit. Ich wünsche allen deutschen viel glück und viel erfolg bei der umsetzung dieses grandiosen vorhabens

  4. Schon krass wie hier reflexartig der Stadtlärm und Dreck verteidigt wird, denn nichts sonst ist die Lawine die sich ständig durch diesen Stadtteil drängt. Da ist der Genuss von einmalig schönen Räumen gerade am Forum Fridericianum oft kaum möglich. Lebensqualität mit Posemuckel gleich zu setzen ist niedlich, denn da sehnen sich die gestressten Großstädter auch hin, weil das Leben in der Stadt die Nerven sehr strapaziert. Den Verkehr zu begrenzen ist eine gute Idee und sollte weiter verfolgt werden. Zudem verläuft künftig direkt unter den Linden eine neue U _Bahn, die U2 kreuzt hier auch und die S-Bahn… In der Innenstadt braucht es eigentlich keine Autos.. Die Stadt braucht weniger Individualverkehr und deshalb muss der ÖPNV noch besser werden.

  5. „die Verlagerung des Verkehrsbereichs auf die Torstraße und Leipziger Straße.“ – was für eine Idee. Hat derjenige, der das geschrieben hat, sich mal einen Eindruck verschafft, wie es dort heute bereits aussieht?
    Man verlagert den Verkehr aus einer Straße (UdL), in der kaum einer wohnt und nichts los ist mitten in dichte Wohngebiete. Das ist für die Anwohner dort nicht zumutbar.

  6. ….und weil es am Times Square ein sich aus der tatsächlichen Frequentierung des Platzes ergebendes urbanes Bedürfnis danach gab

  7. Da wäre ich mir nicht so sicher. Jetzt bekommen wir schon mal einen Fahrradweg auf die Champs Élysées… Denke das ist nur der Anfang.
    Gruß aus Paris!

  8. Weil es schwachsinnig ist und den Verkehr in andere Straßen verschiebt. Es würde reichen, die Fußwege zu verbreitern und Lastwagen aus dem Bereich zu verbannen. Was wird die nächste Schwachheit: Kurfürstendamm autofrei?

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