„Streit um Kopfsteinpflaster“

02.05.2016   rbb Abendschau

 

Von Freya Reiß

Wie soll der Schlossplatz am neuen Humboldtforum aussehen? Darum wird derzeit erbittert gestritten. Bereits gefasste Beschlüsse sehen vor, schnödes Kopfsteinpflaster zu verlegen, doch der Förderverein „Berliner Stadtschloss“ möchte den Platz eher „barock“ gestaltet wissen.

 

Das Video können Sie hier bis zum 10. Mai 2016 ansehen:

www.rbb-online.de/kultur/thema/stadtschloss-berlin/av7/streit-um-kopfsteinpflaster-.html

 

Quelle: rbb Abendschau 02.05.2016

 

 

2 Kommentare zu “„Streit um Kopfsteinpflaster“

  1. Der Meinungsstreit um die Gestaltung des Schloss-Umfeldes sollte nicht um festgefahrene Lehr­meinungen von Stadt­planern und Architekten oder um Nachkriegs-Besitzstände gehen, sondern um einen guten Kompromiss zwischen historischer Erinnerung, zeitloser Ästhetik und heutigen funktionalen Anforderungen.
    1. Die Skulpturen, Rossebändiger und Neptunbrunnen gaben dem Schloss den historisch begrün­deten, eindrucksvollen Rahmen. Sie gehören zurück an die angestammten Plätze. Für diese waren sie einst geschaffen und geschenkt worden.
    3. Der Große Kurfürst war eine herausragende Gestalt der preußischen Geschichte. Seine pragma­tische, reformfreudige Regierungspolitik begründete den Aufstieg Brandenburg-Preußens zur Großmacht und der Hohenzollern zu einem führenden deutschen Herrscherhaus. Schlüters Denkmal gehört zu den künstlerisch wertvollsten Reiter­standbildern Europas. Es sollte zurück in das Zentrum.
    2. Die Oranierfürsten erinnerten an enge dynastische Beziehungen zwischen den Hohenzollern und den Oraniern. Sie standen für den Freiheitskampf der Niederlande gegen Spanien und für Religions­freiheit. Diese Standbilder zu rekonstruieren wäre ein Zeichen guter Nachbarschaft.
    4. Das St. Georgs-Standbild symbolisierte die Unterdrückung der Badener Aufstände durch Preußen –eine schlechte Symbolik. Die neubarocke Statue von August Kiss ist jedoch künstlerisch von hohem Rang. Sie stand im Schlosshof, korrespondiert mit den Amazonen vor dem Alten Museum und gehört als Kunstwerk zum Schloss.
    Solche Vorschläge sind nicht rückwärts gewandt, kein Historismus, sondern die konsequente Folge einer entschlossenen, geschichtsbewussten Reparatur des einzigartigen Berliner Stadt-Ensembles. Dazu gehören die Schlossterrassen, ein Kopfsteinpflaster-Belag und moderne Leuchten mit guter Lichtwirkung.

  2. Arn Praetorius

    Dem ersten Absatz und dem letzten stimme ich uneingeschränkt zu.

    Die Standbilder der Oranierfürsten sind am entbehrlichsten. Selbst Berliner dürften mit diesen nichts verbinden können, und Besucher dürften sich wundern. Sie gehören in die Reihe der vom Kaiser in Auftrag gegebenen Figuren, deren deutsche, d.h. preußische, Gefährten (in Berlin genannt Puppen)  von den westlichen Siegern 1945 als Bilder des preußischen Militarismus der Vernichtung übergeben wurden — aber glücklicherweise von ein paar weitsichtigen Leuten gerettet wurden und seit 2 Wochen neben dem geköpften Lenin in der Spandauer Zitadelle wieder zu sehen sind.

    Von ungleich größerer Bedeutung für dieses Land und seine Bewohner als die o.g. Oranier war die Reichsgründung 1871. Die Freude über diese Einigung ließ unsere Vorfahren große Geldbeträge für das Kaiser-Wilhelm-Denkmal als Denkmal der Einheit spenden. Seit den Kriegen des Napoleon Bonaparte hatten die Deutschen dieses Ereignis der Einheit ersehnt, und deshalb leben wir auch heute in diesem vereinten Staat. Dieses Denkmal sollte deshalb wieder errichtet werden. Insbesondere seine Kolonnaden ergänzen das ansonsten ins Leere gähnende Haupt-Portal des Schlosses. Außerdem dürfte jedermann bekannt sein, wer Wilhelm I war.

    Ohne Frage sind die wichtigsten wieder zu errichtenden Objekte im Umfeld des Schlosses der Neptunbrunnen und die Rossebändiger, dazu die Schlossterrassen.

    Mit der primär moralischen Bewertung von Denkmälern stehen die Deutschen heute in der Welt allein. Die meisten Herrscher u.a. in der Geschichte, denen Denkmäler gewidmet wurden, waren keine Demokraten. Der preußische Militarismus, den die West- und Ostmächte vorgaben besiegen zu müssen, war weitgehend parteiische Fantasie. Lächerlich, dass die Welt- und Seemacht Großbritannien vorgab sich von den Schiffchen-Spielchen des Kaisers bedroht zu sehen. Und wir sehen heute noch wie diese Mächte, insbesondere GB, ihre Krieger und Eroberer von anno-dazumal mit Gedenktouren, Gottesdiensten, Feiertagen, Knopfloch-Poppies usw. rund um den Erdball glorifizieren.
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