Stadtschloss mit Dachrestaurant

Wiederaufbau

Stadtschloss mit Dachrestaurant

Wenn das Berliner Schloss wieder aufgebaut ist, soll es nicht nur von außen und innen, sondern auch von oben zu besichtigen sein: ähnlich wie das Reichstagsgebäude soll es ein Dachrestaurant erhalten. Das schlägt der Geschäftsführer der Stiftung Berliner Schloss-Humboldtforum, Manfred Rettig, vor. Ein Dachrestaurant böte den Besuchern „einen fantastischen Blick“ auf die Museumsinsel und die Straße Unter den Linden, sagte Rettig der Berliner Zeitung. 200 Personen könnten dort Platz finden.

Rettigs Stiftung fungiert als Bauherr für das Schloss (Humboldt-Forum). Die Kosten des Dachrestaurants in Höhe von 3,3 Millionen Euro ließen sich durch Einnahmen aus dem Betrieb der Gaststätte refinanzieren, sagt der Schloss-Manager. Ob das Dachrestaurant gebaut wird, steht jedoch noch nicht fest. Darüber müsse erst noch im Stiftungsrat entschieden werden.

Anders als beim Reichstag wird die Kuppel des Schlosses jedoch nicht zu betreten sein. Am kommenden Mittwoch will Rettig die Idee für das Dachrestaurant bei der Vorstellung der überarbeiteten Pläne für das Humboldt-Forum mit dem Schloss-Architekten Franco Stella öffentlich präsentieren.

Besuch im Keller

Fest steht, dass ein großer Teil der freigelegten Kellerreste des ehemaligen Schlosses beim Wiederaufbau des Gebäudes erhalten bleiben. Etwa 40 Prozent der denkmalgeschützten Kellerflächen könnten in das Humboldt-Forum integriert werden, sagte Rettig. Einige der Keller sollen für die Besucher begehbar sein.

In andere soll man zumindest hineinschauen können. Erhalten bleiben in jedem Fall die Sprenglöcher, die eindrucksvoll an den Abriss des Schlosses im Jahr 1950 erinnern. Die Besucher sollen die Löcher durch eine Glasscheibe betrachten können.

Von dem einstigen Fassadenschmuck des Schlosses sind nach Rettigs Angaben zwar nur wenige Teile erhalten, doch sollen diese nach Möglichkeit wieder eingebaut werden – vorausgesetzt sie haben eine gewisse Größe. Die Bauteile, die nicht eingearbeitet werden, sollen ausgestellt werden.

Die Kosten für das Schlossprojekt bleiben laut Rettig innerhalb des gesteckten Rahmens von 552 Millionen Euro – allerdings berechnet aufs Jahr 2007, als der Haushaltsausschuss des Bundestags dem Vorhaben zustimmte.

Die seitdem angefallenen Baupreissteigerungen müssen dazu gerechnet werden. Nachdem die Kosten bis zum zweiten Quartal 2010 laut einem internen Papier der Stiftung bereits auf rund 582 Millionen Euro gestiegen waren, dürften sie nun auf fast 600 Millionen Euro geklettert sein.

Kuppel als Light-Version

In diesen Kosten sind die Ausgaben für die originalgetreue Rekonstruktion der Kuppel sowie der Innenportale II, III und IV noch nicht enthalten. Die Kuppel ist bislang nur als Light-Version ohne Fassadenschmuck vorgesehen. Eine Rekonstruktion nach historischem Vorbild würde weitere 15 Millionen Euro kosten. Der Wiederaufbau der Innenportale schlüge zusätzlich mit elf Millionen Euro zu Buche.

Die öffentliche Hand soll für die zusätzlichen Rekonstruktionen nichts bezahlen. Die Stiftung will das Geld aus Spenden aufbringen. Mit den 80 Millionen Euro, die der Förderverein Berliner Schloss für die Rekonstruktion der Barockfassaden zugesagt hat, steigt das benötigte Spendenvolumen damit auf mehr als 100 Millionen Euro.

Der Förderverein Berliner Schloss hat nach Angaben seines Geschäftsführers Wilhelm von Boddien bislang rund 15 Millionen Euro an Spenden eingenommen. Für weitere acht Millionen Euro liegen Zusagen vor. Er rechne mit einem Spendenschub, wenn der Bau beginne, sagte Boddien. Bauvorbereitende Arbeiten sollen 2012 erfolgen, der erste Spatenstich ist für 2013 geplant. Im Jahr 2014 sollen die Arbeiten richtig losgehen.

Bis 2018/19 soll das Gebäude fertiggestellt sein. Das Humboldt-Forum soll als Bibliothek, Museum und Veranstaltungsort genutzt werden. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Humboldt-Uni sowie die Zentral- und Landesbibliothek wollen es zu einem Zentrum der Weltkulturen machen.

Berliner Zeitung, 23.05.2011 Autor: Ulrich Paul