„Rossebändiger gehören vors Berliner Stadtschloss“

23.09.2015     Berliner Woche

„Kulturhistorischer Murks“: CDU: Rossebändiger gehören vors Berliner Stadtschloss

Schöneberg. „Kleinkariert und provinziell“ nennt die CDU-Fraktion in der BVV das Ansinnen der SPD, die Rossebändiger im Kleistpark zu belassen.

Die Sozialdemokraten wehren sich gegen die Forderung der Gesellschaft Berliner Schloss, die beiden 1842 bis 1843 von Peter Jacob Clodt von Jürgensburg geschaffenen Skulpturen, die bis in den Zweiten Weltkrieg hinein auf der Terrasse des Stadtschlosses standen und vor Kriegsende in den Heinrich-von-Kleist-Park versetzt wurden, an ihren angestammten Platz zurückzubringen.

„Der jetzige Standort ist Teil der wechselvollen und teils schmerzhaften Berliner Geschichte, die ablesbar bleiben muss“, heißt es in einem Antrag, den SPD-Fraktionsvorsitzender Jan Rauchfuß und sein baupolitischer Sprecher Christoph Götz in die Septembersitzung der Bezirksverordneten einbrachten. Darüber hinaus fordert die SPD, den Park endlich „zu einem sicheren, sauberen und attraktiven Ort für Kultur und Freizeit“ zu entwickeln.

„Kulturhistorischer Murks“, sagt dazu CDU-Fraktionschef Ralf Olschewski. Die Christdemokraten fänden es zwar traurig, wenn die Rossebändiger nach Mitte zögen. Doch die Skulpturen befänden sich seit sieben Jahrzehnten in einem „kulturpolitischen Dämmerschlaf“. Nach der Sprengung des Stadtschlosses 1950 habe es „keinen vernünftigen Grund“ gegeben, die Rossebändiger nach Mitte zurückzugeben.

Olschewski: „Das hat sich nunmehr geändert. Die Rossebändiger gehören nach dem Richtfest des Stadtschlosses wieder an ihren historischen Standort.“ Der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Matthias Steuckardt, regte an, die bezirkliche Kunstkommission solle darüber debattieren, anstelle der Rossebändiger andere Skulpturen im Kleistpark aufzustellen.

Der SPD-Antrag zu den Rossebändigern wurde auf die Oktobersitzung der BVV vertagt. (KEN)

 

Quelle: Berliner Woche, 23.09.2015

3 Kommentare zu “„Rossebändiger gehören vors Berliner Stadtschloss“

  1. Liebe SPD-Bezirkspolitiker,
    Blicken Sie bitte etwas über Ihren Bezirk hinaus und lassen Sie die Skulpturen an deren ursprünglichen Platz zurückkehren. Ein langes Ringen darum ist völlig unnötig!

  2. Gerade dann, wenn interessen-verengte
    Bezirkspolitiker zugeben, dass der Kleistpark weder sauber noch sicher ist, sollte
    man die berühmten, erstklassigen Skulpturen der Rossebändiger zurück in die sicher
    besser überwachte und beleuchtete Stadtmitte vor das Schloss stellen. Gerade
    dann, wenn die wechselvolle schmerzhafte Berliner Geschichte ablesbar sein
    soll, gehören diese Skulpturen an den angestammten Platz zurück, wo sie als
    Geschenk des Zaren Nikolaus I. seit 1843 bis zum Ende des 2. Weltkrieges
    standen und an eine längere, ältere ablesbare Geschichte erinnern. Und gerade
    dann, wenn „zeitgemäße“ Skulpturen sinnvoll und passend sein sollen, können solche
    des 20. Jahrhunderts im Kleistpark aufgestellt werden, wo sie an die furchtbare
    Zeit des Freisler Volksgerichtshofs oder an die folgende Zeit des Alliierten Kontrollrats
    und des sowjetischen Stadtkommandanten Alexander G. Kotikov erinnern, der nach
    1945 die Versetzung in den Kleistpark befahl. Wäre das nicht auch ein positiver
    Akt der Rückführung von „Raubkunst“ an den originären, legitimen Ort? Im Übrigen
    wird jeder Berliner und jeder Besucher, der Unter den Linden auf das
    Humboldt-Forum zugeht, unweigerlich auf diese prächtigen Figuren vor dem
    Schloss stoßen und sie bewundern können. Aber wer würde deshalb schon in den abgelegenen
    Kleistpark gehen?

  3. Arn Praetorius 

    In obigem Schreiben heißt es zu den Rossebändiger-Skulpturen:,,Aber wer würde deshalb schon in den abgelegenen Kleistpark gehen?“  Nun, das ließe sich leicht ändern und Ströme von Touristen-Bussen an den Kleistpark locken, wenn nicht ……. Man stelle dort die zwei entdeckten Thorak-Hitler-Pferde auf und schon kämen die Leute massenweise. Aber wahrscheinlich verbietet dies die politische Hygiene.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert