„Linke verschärft den Ton gegen das Einheitsdenkmal“

21.04.2017  Berliner Morgenpost

 

Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher spricht von „Teilzerstörung“ des denkmalgeschützten Sockels.

Von Andreas Abel

Die Linken im Senat positionieren sich mit zunehmender Schärfe gegen das vom Bund geplante Einheits- und Freiheitsdenkmal. Es soll neben dem Humboldt Forum auf dem Sockel des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Denkmals als begehbare Waage errichtet werden. Nach Kultursenator Klaus Lederer hat sich nun auch Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher ablehnend geäußert.

„Aus meiner Sicht wäre eine temporäre kulturelle Nutzung des Denkmalsockels in Abstimmung mit dem Humboldt Forum wünschenswert und einer Teilzerstörung des denkmalgeschützten Sockels durch das Freiheits- und Einheitsdenkmal vorzuziehen“, schrieb sie in einem Brief an Johannes Milla. Dessen Planungsbüro hatte das Denkmal entworfen.

Milla hatte sich im März mit dem Angebot an die Stadtentwicklungssenatorin gewandt, ihr das Projekt persönlich vorzustellen. Dieses Angebot hat Lompscher jetzt ausgeschlagen. Zwar hätten sich in der erneuten bundespolitischen Diskussion der Kulturausschuss des Bundestages sowie die Vorsitzenden der Koalitionsfraktionen von CDU und SPD für die Realisierung dieses Entwurfs ausgesprochen, erklärte Lompscher in dem Brief.

Doch liege ihr bisher „keine offizielle Mitteilung der Bundesregierung beziehungsweise der entsprechende Bundestagsbeschluss zur Umsetzung des Denkmalprojekts vor“. Zudem müsse sie viele andere Termine wahrnehmen. Ihre Sprecherin Petra Rohland erklärte, es handele sich um eine Meinungsäußerung der Senatorin, nicht des Senats.

Lederer will völligen Neustart

Johannes Milla reagierte „überrascht und befremdet, dass der Brief öffentlich geworden ist“. Er habe bei der Senatorin mehrfach um einen Termin gebeten, weil er immer wieder feststelle, „dass es zum Denkmal festgelegte Meinungen gibt, ohne dass wir eine Chance hatten, das Projekt vorzustellen“. Diese Bereitschaft bestehe weiter. „Ich möchte nur nicht, dass dieses Projekt nach der Einigung der Koalitionsfraktionen im Bundestag jetzt in einen parteipolitisch motivierten Streit gerät“, sagte Milla der Berliner Morgenpost. Zum Inhalt des Briefes äußerte er sich nicht. Er hatte aber bei früheren Gelegenheiten betont, das Denkmal zerstöre den Sockel nicht.

Kultursenator Lederer forderte kürzlich einen völligen Neustart beim geplanten Freiheits- und Einheitsdenkmal. Seiner Ansicht nach wird die mit dem Denkmal gedachte Verbindung von Freiheit und Einheit der historischen Entwicklung von 1989/90 nicht gerecht. Auch den Standort hält der Linke-Politiker für falsch.

 

Quelle: Berliner Morgenpost, 20.04.2017

 

 

6 Kommentare zu “„Linke verschärft den Ton gegen das Einheitsdenkmal“

  1. Auch für die Einheitswippe in Berlin gilt: Wenn ein Denkmal einer detaillierten persönlichen Erläuterung durch den Künstler bedarf, ist es misslungen.

  2. diese „Einheitswippe/Schale“ wäre auf dem Washington-Platz am Hauptbahnhof oder zwischen Kanzleramt und Reichstag besser aufgehoben! –

  3. The present site of the Neptune Fountain might be an excellent place for the Freedom and Unity Monument. The fountain should be in its‘ historical spot, and the new monument would have space around it to give it the emphasis that it deserves.

  4. Ich hätte das Denkmal von Kaiser Wilhelm da wieder hin hingesetzt! Auch diese Epoche gehört nun einmal zu unserer Geschichte. Wie auch die Zeit der Teilung Deutschlands zu unserer Geschichte gehört. Die Einheitswippe ist ein toller Vorschlag, jedoch vor dem Schloss finde ich sie deplatziert. Der Reichstag spiegelt die Geschichte der Deutschen in den letzten 100 Jahren wieder, hier passt nach meiner Meinung die Wippe hin, vor dem Reichstag! Ich teile da völlig die Meinung von Herrn Philipp Anz.

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