„Kompromiss: Grüne wollen Neptunbrunnen klonen“

17.11.2015   Berliner Kurier

Von Norbert Koch-Klauke und Mike Wilms

Die Gentechnik ist ein natürlicher Feind der Grünen. Da verwundert es einen schon, wenn die Öko-Partei plötzlich Klon-Experimente vorschlägt. Im Streit um den Umzug des Neptunbrunnens bringt Bau- Experte Andreas Otto (Grüne) einen Klon ins Spiel. Soll heißen: Lasst den Brunnen, wo er ist, baut einen zweiten – und stellt die Kopie vors Schloss.

Zwei Neptunbrunnen! Könnte das ernsthaft ein Kompromiss für die Gegner im Standort-Streit sein? Die CDU will, dass Neptun bald wieder an seinem historischen Platz thront – dem Berliner Schloss. Gerade hat der Bundestag zehn Millionen Euro für den Brunnen-Umzug bewilligt (KURIER berichtete).

CDU-Politiker sehen das als Garantie, dass der Ortswechsel kommt. Aber die SPD will lieber zuerst die Bürger-Beteiligung abwarten. Und die Linke hat eh ein Problem mit dem Schlossbau. In diese aufgeheizte Stimmung platzen nun die Grünen mit der denkbar abgefahrensten Idee.

Der Abgeordnete Andreas Otto sieht es so: „Der Neptunbrunnen hat einen guten Platz zwischen Marienkirche und Rotem Rathaus.“ Der Ort, so wie er ist, stehe für die Entwicklung des alten Zentrums vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Bei allen denkbaren Entwicklungen und Umgestaltungen sei der Brunnen aber „ein Fixpunkt und keine Variable“. Er präge seit fast 50 Jahren den Ort und gehöre dazu.

Das vorweggeschickt, holt Otto zum süffisanten Rundumschlag aus, der den Wiederaufbau des Stadtschlosses gleich mittrifft. Hier der Wortlaut: „Wenn das Humboldt-Forum einen Neptunbrunnen braucht, dann empfehle ich einen Nachbau. Angesichts einer Schlossattrappe wäre eine Brunnenattrappe konsequent und ehrlich.“

Dann gäbe es den authentischen Neptunbrunnen dort, wo er schon seit 1969 steht. Und einen geklonten Zwilling als Touristen-Bespaßung.

 

Quelle: Berliner Kurier, 17.11.2015

 

 

 

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