„Gegner des Kreuzes sind intellektuell überfordert“

20.05.2017  DIE WELT

Von Rainer Haubrich

Linke und Grüne wollen kein christliches Symbol auf der Kuppel des Stadtschlosses? Hier wird ein barockes Kunstwerk rekonstruiert! Das kann man sich nicht nach Moden aktueller politischer Korrektheit zurechtschnitzen.

Es gibt eine Debatte darüber, ob man bei der Rekonstruktion der Berliner Schlosskuppel auf das krönende christliche Kreuz verzichten sollte. Das Beste, was man dazu sagen kann: Zum Glück hat der Wiederaufbau des Schlosses als Humboldt Forum keine anderen Probleme. Seit der Grundsteinlegung im Jahre 2013 liegt das Projekt im Zeit- und Kostenrahmen, in zwei Jahren soll das Bauwerk als Haus der Weltkulturen eröffnen.

Eben wegen dieser Nutzung, so argumentieren „Stiftung Zukunft Berlin“, Grüne und Linkspartei, dürfe über allem kein christliches Kreuz prangen. Mit diesem Symbol auf der Kuppel könne „kein offener Dialog der Kulturen gelingen“, meint die kulturpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag.

Ernsthaft? Dieses klitzekleine Kreuz, das man als Passant mit bloßem Auge noch so gerade erkennen wird, „reduziert das Humboldt Forum auf eine Religion“, wie die Fraktionschefin der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus glaubt?

Überforderte Zeitgenossen

Die doppelte Bestimmung des neuen Berliner Schlosses ist für manche Zeitgenossen offenbar eine intellektuelle Überforderung: Mit seiner Nutzung schaut das Gebäude weit voraus in die Zukunft einer enger zusammenrückenden, globalisierten Welt, während die äußere Gestalt auf Jahrhunderte deutscher Geschichte zurückblickt.

Und die Details dieses großartigen barocken Kunstwerks kann man sich nicht nach den Moden der aktuellen politischen Korrektheit zurechtschnitzen.

Das Schloss wird auch die Kreuz-Debatte überstehen. Dass es ins Stadtbild Berlins zurückgekehrt ist, grenzt an ein Wunder. Am 24. und 25. Juni sind Tage der offenen Baustelle. Hingehen und staunen!

 

Quelle: DIE WELT, 20.05.2017

 

 

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