„Diese roten Kabel sind Berlins modernste Klimaanlage“

02.09.2015   B.Z. Berlin

Hinter der barocken Fassade des Stadtschlosses wird sich Berlins modernste Heiztechnik verbergen. 1300 Kilometer Kabel werden dafür verlegt.

Von Uta Stiller

Die roten Kabel im Rohbau sorgen für gleichbleibende Temperaturen im neuen Berliner Stadtschloss. Es wird die modernste Klimaanlage der Hauptstadt.

Das besondere an der Heizung ist, dass sie zugleich kühlt. Die kilometerlangen Kabel und Rohre sind fest im Betonteil der Decken und Böden eingegossen, durch sie fließt je nach Außentemperatur heißes oder eiskaltes Wasser und temperiert so die Decken.

Die Räume sollen so konstant auf 25 Grad gehalten werden, Heizkörper gibt es nicht.

„Da wir uns beim Baukörper an die historische Vorlage halten, bekommt das Schloss sehr dicke Wände, von denen die äußeren 60 Zentimeter massiv geziegelt sind“, sagt Schloss-Sprecher Bernhard Wolter (60, Dipl.-Ing.). „Das hilft uns bei dem ehrgeizigen Plan, mit den Energiestandards und der Heiz-Kühl-Anlage 30 Prozent besser zu sein als die Baunorm vorschreibt.“

Denn das Schloss – bereits 2009 geplant – soll 2018 fertig und dann immer noch innovativ modern sein! So ehrgeizige Technik kostet: Die Gebäudetechnik ist rund 120 Millionen Euro teuer, ein Viertel der reinen Baukosten von 480 Millionen Euro! Dafür werden unter anderem 1300 Kilometer Kabel und 100 Kilometer Rohre verlegt.

85 Prozent der nötigen Wärme kommt aus Kraft-Wärme-Kopplung, 15 Prozent sind Erdwärme. Für die Kühlung gibt es einen eigenen Eisspeicher. Die Klimaanlage berechnet automatisch ein, dass jeder Besucher 75 Watt Wärme und 60 Gramm Feuchtigkeit pro Stunde abgibt.

Schon vor 130 Jahren ließ Kaiser Wilhelm II. eine damals super moderne Warmluft-Heizung ins Schloss bauen – Teile der Ventilatoren wurden bei Ausgrabungen gefunden. Sie werden künftig im Humboldt-Forum ausgestellt. Bernhard Wolter: „Moderne Technik und historische Fassade passten schon damals gut zusammen!“

 

Quelle: B.Z. Berlin, 02.09.2015

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