„Die Schätze der preußischen Könige sollte man im Stadtschloss zeigen“

22.03.2017   B.Z. Berlin

 

Von Gunnar Schupelius

In Potsdam wird für 12 Millionen Euro ein Depot errichtet. In dem aufwendigen Gebäude soll das Erbe der preußischen Könige und deutschen Kaiser untergebracht werden. Es handelt sich um etwa 30.000 „bedeutende Denkmäler“, Kunstwerke und Einrichtungsgegenstände, die einstmals die Schlösser in Berlin und Brandenburg schmückten und derzeit verstreut in verschiedenen Häusern lagern.

Während Anfang März der Grundstein für das Kunst-Depot in Potsdam gelegt wurde, blickt das Stadtschloss in Berlin seiner Vollendung entgegen. Dieses Gebäude, das wiederaufgebaut wird, war der Ursprung der preußischen Krone. Hier residierten die Hohenzollern fast 500 Jahre lang.

Das Stadtschloss bietet im Inneren viel Platz. Drei Gründungsintendanten beschäftigen sich mit der Frage, wie man die Räume füllen könnte. Das Inventar des Museums für Völkerkunde aus Dahlem soll dort untergebracht werden. Asiatische Kunst soll zu sehen sein. Man will dem Besucher fremde Kulturen näherbringen.

Für die höfische Kultur Preußens ist kein Platz vorgesehen. Warum nicht? Die Frage lässt sich einfach beantworten: Als der Bundestag beschloss, das Stadtschloss wiederaufzubauen, bekamen es die Politiker mit der Angst: Sie fürchteten, dass im Stadtschloss die Erinnerung an Adel und Militär wieder aufleben und gefeiert werden könnte. Sie teilten die Geschichte Preußens in eine gute und eine böse. Zum bösen Preußen zählten sie die Könige und ihre Kriege, zum guten Preußens kluge Wissenschaftler wie Alexander von Humboldt.

Nur das gute Preußen soll im Stadtschloss zu sehen sein. Deshalb wurde das Schloss in „Humboldt Forum“ umgetauft. Die Schätze der Könige gehören zum bösen Preußen, also nicht ins „Humboldt Forum“.

Haben die Politiker recht, die Preußens Vergangenheit in eine gute und eine böse eingeteilt haben? Ich meine, nein. Denn die preußischen Könige waren eben nicht nur Kriegsherren, sondern auch die Förderer der Kunst und der Architektur. Das gilt insbesondere für Friedrich Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm IV. Später, in der Kaiserzeit, wurde Deutschland zum führenden Land der Wissenschaft in der Welt. An diesem Erfolg hatte die Krone mit Wilhelm II. durchaus ihren Anteil.

Das „Humboldt Forum“ trägt Züge eines Volkserziehungsprogramms. Die Botschaft lautet: Seht her: Die Geschichte Preußens war finster und militaristisch, unsere Vorfahren waren überheblich und ignorant. Es gab aber lichte Punkte, an die wir anknüpfen wollen. Und jetzt sind wir alle weltoffen und interessieren uns vor allem für andere Kulturen.

Ich interessiere mich auch für fremde Kulturen. Dennoch fände ich es durchaus passend, wenn man in einem Schloss, das für 600 Millionen Euro wiederaufgebaut wurde, auch etwas über die Könige erfahren würde, die dort jahrhundertelang gelebt und unser Land geprägt haben.

 

Quelle: B.Z. Berlin

 

 

6 Kommentare zu “„Die Schätze der preußischen Könige sollte man im Stadtschloss zeigen“

  1. Er hat recht. Übrigens ist auch noch Originalinventar des Berliner Schlosses vorhanden. Das sollte dort seinen Platz finden.

  2. Eine wunderbare Idee.Aber??????.Im Roten Berlin ist sowas nicht durchzusetzen.Ich erinnere nur an die Schwierigkeiten um den Außenbereich.Neptunbrunnen oder die Rossebändger…….

  3. Unter Historikern besteht heute weitgehend Einigkeit darüber, dass die auf das Deutsche Kaiserreich gerichtete alleinige Schuldzuweisung für den Ausbruch des 1. Weltkriegs durch die damaligen Siegermächte nicht korrekt war. Seitdem galten Preußen und seine Könige und Kaiser als Inbegriff des Militarismus. Die preußisch-hohenzollernsche
    Dynastie war nicht mehr und nicht weniger „schuldig“ als die anderen europäischen
    Regierungen dieser Zeit. Dennoch hat sich die einseitige Schuldzu­weisung gegen Preußen nach dem Angriffskrieg und den Gräueln der schreck­lichen Hitler-Diktatur auch unter Deutschen verfestigt. Heute können wir die historischen Ereignisse dieser Zeit ohneKaiserromantik und Preußennostalgie als Teil unserer ambivalenten deutschen
    Geschichte ausgewogener bewerten und respektieren. Eine symbolische Wiederanbringung einzelner Erinnerungsstücke an passender Stelle im Berliner Schloss wäre deshalb sehr zu begrüßen, allerdings ohne aus dem Humboldt-Forum ein Schloss- Museum zu machen.

  4. Niemand will ein Schloss-Museum machen. Das Schloss steht für ca. 500 Jahre preussisch-deutscher Geschichte. Für mich völlig unverständlich ist, das völlig zu negieren. Das ist ein Armutszeugnis unserer sogenannten „Eliten“!

    Keine Ahnung von unserer Geschichte, oder besser gesagt, es ist immer noch chic die deutsche Geschichte nur negativ zu sehen. Alles wegen der 12 Jahre, für die das Schloss nun wirklich nichts kann.

    Preussen war zu seiner besten Zeit der fortschrittlichte Staat in Europa.
    “ Jeder soll nach seiner Façon selig werden“. Friedrich der II.
    Ein wenig mehr preussische Tugenden täten unserem Staatswesen auch in der heutigen Zeit gut!

  5. Touristen aus den USA, Japan, China, Russland etc. erwarten ab 2019 etwas über die Geschichte der Hohenzollern und Brandenburg-Preußens im Stadtschloss zu erfahren und ZU SEHEN! Wenn man schon nicht bereit ist den großen Treppenaufgang, den großen Saal oder einige wenige Räume im alten Stil wieder herzustellen, dann sollte man doch wenigsten diese Schätze/Kunstwerke im Schloss sichtbar und erlebbar machen. Schließlich sind es doch auch die fassbaren Leistungen und Kunstfertigkleiten der Handwerker bzw. Künstler der damaligen Zeit!!!!

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