„Comeback für Gläserne Blume aus abgerissenem Palast der Republik?“

21.04.2016   Sächsische Zeitung

Vor 40 Jahren wurde der DDR-Vorzeigebau in Ost-Berlin eröffnet. Wo einst der Palast der Republik stand, wächst jetzt ein Schloss heran. Wie wird nun an diesen Teil der Geschichte erinnert?

Die Gläserne Blume aus dem abgerissenen Palast der Republik ist vom Verfall bedroht. Die Skulptur könnte derzeit nicht wieder aufgestellt werden, sagte der Sprecher des Deutschen Historischen Museums, Boris Nitzsche, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. „Die Glasscheiben sind nicht mehr fest und könnten sich lösen.“ Das fünf Meter hohe Kunstwerk aus Glas und Stahl war zu DDR-Zeiten ein beliebter Treff im Foyer des Palastes in Ost-Berlin.

Vor 40 Jahren, am 23. April 1976, wurde der Prestigebau eröffnet. Dort hatte auch die Volkskammer ihren Sitz. Die DDR-Führung hatte die Sprengung des im Krieg beschädigten Berliner Stadtschlosses angeordnet und später den Palast auf dem Areal errichten lassen.

Das Museum hat die Blume, die dem Bundesfinanzministerium gehöre, seit Jahren eingelagert. Ob und wann sie restauriert wird, sei offen, so der Sprecher. Es gebe aber Überlegungen, das Werk der Künstler Reginald Richter und Richard Wilhelm wieder zu zeigen.

Nach dem Mauerfall wurde der Palast zunächst wegen Asbestbelastung geschlossen. Das Material wurde entfernt. Ab 2006 wurde das riesige Gebäude am Ufer der Spree abgetragen. Jetzt ersteht dort die einstige Preußen-Residenz wieder. Das Schloss soll bis 2018 aufgebaut sein und unter dem Namen Humboldtforum ein Kultur- und Museumszentrum werden. Der Bundestag hat die Kostenobergrenze auf 590 Millionen Euro festgesetzt.

Die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss teilte auf Anfrage mit, dort werde auch ein Museum des Ortes eingerichtet, in dem die wechselvolle Geschichte des Schlossplatzes thematisiert wird. Zu dieser Geschichte gehöre selbstverständlich der Palast der Republik, sagte Sprecher Bernhard Wolter. Derzeit werde anhand eines kleineren Modells geprüft, ob und wie die Gläserne Blume aus dem DDR-Palast im Humboldt Forum einen Ort erhalten könnte.

In einem jetzt erschienenen Buch aus dem Verlag Bild und Heimat heißt es, für den Bau des DDR-Palastes wurden mehr als 200 000 Kubikmeter Erde bewegt, rund 60 000 Kubikmeter Beton vergossen, 22 000 Tonnen Stahlkonstruktionen verbaut und genau 9 873 „Kugeleffektleuchten“ installiert.

Die „Berliner Zeitung“ berichtete vor kurzem, dass es beim Bau große Probleme gegeben habe. Das Blatt stützte sich auf Akten aus dem DDR-Ministerium für Staatssicherheit, die das Vorzeigeprojekt überwachte. Diebstähle von Armaturen, Anpöbeln von Sicherheitskräften oder Alkoholgenuss während der Arbeitszeit seien vorgekommen. Die Bezirke hätten nicht ihre besten Arbeiter in die DDR-Hauptstadt entsandt. Doch nach 32 Monaten Bauzeit wurde der Palast der Republik eröffnet. Doch der Preis sei hoch gewesen, so die Zeitung: Bei zwölf schweren Arbeitsunfällen starben drei Bauleute. (dpa)

 

Quelle: Sächsische Zeitung, 21.04.2016

 

 

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