„Berlin plant eigenes Kuratorenteam für Stadtschloss“

30.08.2015     Berliner Zeitung

Erst Residenz der Preußenkönige, dann Palast der Republik: Jetzt entsteht dort das Humboldtforum, Deutschlands größtes Kulturprojekt. Berlins Landeschef Michael Müller erklärt, was er dort zeigen will.

Berlin will ein eigenes Kuratorenteam für die geplante Landesausstellung im neuen Berliner Schloss berufen. „Wir sind gerade in Gesprächen. Wir wollen im Herbst Persönlichkeiten benennen, die unser politisch formuliertes Konzept fachlich umsetzen werden“, kündigte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur an.

Das für 590 Millionen Euro wieder entstehende Schloss ist Deutschlands derzeit größtes Kulturprojekt. Es soll unter dem Namen Humboldtforum ab 2019 ein Kunst- und Kulturzentrum werden. Müller hatte Anfang des Jahres bei allen Beteiligten für Verwirrung gesorgt, als er für die Berliner Flächen statt der lange geplanten Ausstellung „Welt der Sprachen“ eine Schau zur Stadtgeschichte ankündigte.

Dabei solle es nicht einfach um Lokalgeschichte gehen, betonte Müller. Ziel sei vielmehr, zentrale Themen der Berliner Geschichte wie Industrialisierung, Migration und Stadtentwicklung in einen nationalen und internationalen Kontext einzubetten. „Berlin hat Impulse und Ideen ausgesendet und aufgenommen, positive wie negative“, so der SPD-Politiker. „Diese vielfältigen Bezüge gilt es intelligent herauszuarbeiten und anschaulich zu machen.“

Neue Leitung des Stadtmuseums könnte in Kuratorenteam eine Rolle spielen

Das neue Kuratorenteam soll seinen Worten zufolge für die Eröffnungsausstellung im Jahr 2019 verantwortlich zeichnen. Der 4000 Quadratmeter große Berliner Anteil werde offen für jede Art von Zusammenarbeit sein, kündigte er an. „Wir wollen unsere Fläche nicht schließen, sondern im Rahmen des Gesamtkonzepts denken. Jede Schnittstelle ist möglich.“

Die neue Gründungsintendanz unter Leitung des britischen Museumsexperten Neil MacGregor ist Müller zufolge froh, durch das Berliner Angebot „mehr Offenheit und damit auch Spielraum für eigenes Profil“ zu haben.
Parallel bekommt auch das Stadtmuseum eine neue Direktion. Die Position ist derzeit übergangsweise besetzt. „Wir führen die letzten Gespräche und hoffen, ebenfalls bald nach der Sommerpause einen neuen Namen präsentieren zu können“, sagte der Regierungschef. Mit einer neuen Direktion sei auch das Ziel verknüpft, sich die Funktionen und Aufgaben des Stadtmuseums „neu bewusst zu machen“.

Die Zeitgeschichte abzubilden, ist seinen Worten zufolge eine wichtige Aufgabe. Das Haus sei aber auch in der Pflicht, „Veränderungsprozesse aufzuzeigen, die wir in Berlin haben und die vielleicht auch noch vor uns liegen“.
Das Stadtmuseum und die künftige Ausstellung im Humboldtforum sollen laut Müller eigenständige, klar abgrenzbare Konzeptionen haben, die sich aber sinnvoll ergänzen. Dass in dem geplanten Kuratorenteam für das Schloss die neue Leitung des Stadtmuseums eine Rolle spielt, wollte er nicht ausschließen. (dpa)

 

 

Quelle: Berliner Zeitung, 30.08.2015

 

 

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