„Begeisterung für LaGa 2018 in Bad Iburg wecken“

02.10.2015   Osnabrücker Zeitung

Von Rolf Habben

Bad Iburg. Viel Aufbruchstimmung war im Schloss zu spüren. Nachdem in der Vergangenheit die Zusammenarbeit mit der Politik von Missverständnissen und Dissonanzen geprägt war, sucht der Vorstand des Fördervereins zur Landesgartenschau jetzt neue Wege abseits von Konfrontation und Streitereien und will vielmehr mit Zahlen und Argumenten die Zweifler und Bedenkenträger in und außerhalb der Politik gewinnen. Durch seriöse Überzeugsarbeit wolle man die Begeisterung für die Landesgartenschau wecken. Dies verdeutlichte der neue Vorsitzende Mathias Partetzke in seinem Referat vor vollem Haus im Saal „Sophie von der Pfalz“ des Schlosses.

Zuvor hatte Bürgermeisterin Annette Niermann den Weg und die Ergebnisse der Bürgerbefragung sowie die entsprechenden Beschlüsse in den Gremien des Rates nachgezeichnet. Der Verwaltungsausschuss der Stadt habe am 24. September das Bürgerbegehren für zulässig erklärt. Die 1459 Unterschriften in knapp vier Wochen zeugten von großem Engagement in der Bürgerschaft, erforderlich seien kommunalverfassungsrechtlich lediglich 890 Befürworter gewesen.

Termin für Bürgerbegehren

Am 6. Oktober werde der Rat den Termin für das Bürgerbegehren beschließen, das genaue Datum wolle sie „heute allerdings in Abstimmung mit dem Rat nicht bekannt geben“, so Niermann. Der werde aber wahrscheinlich in die Adventszeit fallen, denn exakt am Heiligen Abend ist Fristablauf für das Referendum. Man werde auf die bewährten und in der Bevölkerung bekannten Wahllokale zurückgreifen, an Kosten für die Durchführung entstünden nach ersten Schätzungen rund 7500 Euro. „Ich würde mich freuen, wenn wir ein positives Votum für die Landesgartenschau erzielen könnten“, ließ die Bürgermeisterin keinen Zweifel an ihrer Position.

LaGa muss kein Zuschussgeschäft sein

Vorsitzender Mathias Partetzke stellte anschließend in seinem rund einstündigen Referat anschaulich als „road map“ künftige Schritte seitens des Fördervereins vor. Landesgartenschauen seien beileibe nicht immer ein Zuschussgeschäft, nahm der Redner die Quintessenz seiner Ausführungen vorweg. Alles sei eine Frage der Herangehensweise, unter anderem verlässliche Kalkulationen, wieviel eine LaGa kosten dürfe und mit welchen Zuschüssen und Besucherzahlen zu rechnen sei und was am besten zu Bad Iburg passe.

Nachhaltigkeit hat Priorität

Dazu wolle man auch Anregungen aus der Bevölkerung einbringen und im größeren Umfang ehrenamtlich tätige Vereinigungen beteiligen. Darüber hinaus habe die Nachhaltigkeit der Projekte mit möglichst keinem oder nur wenig Rückbau oberste Priorität. Auch eine stärkere Anbindung aller Ortsteile sowie der näheren und weiteren Umgebung sei zu gewährleisten. Wichtige Beschlüsse sollen in die Öffentlichkeit transportiert werden, interne Diskussionen wolle man dagegen nicht nach außen tragen und vor allem keinesfalls politisch agieren.

Zusammenarbeit mit Politik und Verwaltung

Erste Gespräche des neuen Vorstands mit der Politik und Verwaltung seien durchaus positiv verlaufen. Überhaupt suche der Förderverein stets bei allen Schritten die frühzeitige Abstimmung mit den Ratsgremien der Stadt durch zeitnahe Information und die Einbindung der Verwaltung in jeder Phase der Machbarkeitsstudie „Die Zusammenarbeit mit der Verwaltung könnte nicht besser sein,“ so Partetzke. Ende Oktober wolle man erste Ergebnisse im Rat vorstellen, Ziel sei Klarheit und entscheidungsreife Vorschläge zu schaffen.

Mit Begeisterung anstecken

Schützenhilfe erhielt Partetzke und der Förderverein vom Gastredner Wilhelm von Boddien, Initiator für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses und 1. Vorsitzender dessen Fördervereins. In humorvollen Einlagen und berlinerischer Eloquenz hob der Redner zum Thema „Landesgartenschau Bad Iburg 2018 – ein schwieriges, umstrittenes Projekt erfolgreich realisieren“ besonders Emotionen („Emotion ist alles, die Ratio wird nachgeliefert“) und Leidenschaft („Ohne Leidenschaft geht nichts“) hervor. Durch eigene Begeisterung und Überzeugung, die ansteckend wirke, könne sich ein Schneeball, auch im Hinblick auf Spender, zu einer Lawine entwickeln. „Auch wir wurden anfänglich in den Medien als Schlossgespenster verspottet.“

Psychologie der Überzeugung

Mit Blick auf die spektakulärste Aktion seines Vereins, die Errichtung einer Schloss-Simulation im Sommer 1993 auf dem Schlossplatz in Berlin im Maßstab 1:1, appellierte von Boddien an die Kraft der Bilder. Die Simulation stand bis Herbst 1994 und trug entscheidend zu einem psychologischen Durchbruch pro Wiederaufbau des Schlosses bei. Er forderte dazu auf, mit der Fantasie zu spielen und mit vergleichenden Bildern (vorher/nachher) Illusionen aufzubauen. „Entwickeln Sie einen Stufenplan und nehmen Sie die Menschen durch Überzeugungsarbeit mit.“ Gleichzeitig warnte von Boddien vor Podiumsdiskussionen mit Gegnern der Gartenschau. „Die überzeugen Sie nicht und Sie verlieren Ihr positives Denken.“ Selbst wenn die Gartenschau nicht käme, hätte sie gleichwohl zumindest einen positiven Effekt, nämlich den, dass Individuen sich zu Gemeinschaften zusammengeschweißt hätten.

 

Quelle: Osnabrücker Zeitung, 02.10.2015

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert