Frage zum Schlossportal

Guten Tag,
der Abriss des "Palastes" ist eine Genugtuung für alle, die die Zerstörungen, die in Ost UND West an architektonischen Gütern nach dem Krieg begangen wurden, nie gut geheißen haben.

Nun gibt es vom Berliner Schloss doch noch einen Rest, der von der SED aus ideologischen Gründen konserviert wurde, nämlich das Portal am Staatsratsgebäude, von dessen Balkon aus Karl Liebknecht 1918 die sozialistische Dt. Republik ausgefufen hatte.

Meine Fragen dazu: Wie authentisch ist die Bausubstanz dieses Portales noch? Handelt es sich am Ende dabei doch nur um eine Rekonstruktion?
Und wie wird beim Wiederaufbau damit verfahren? Es wäre doch eine Kuriosität, wenn das rekonstruierte Schloss ein Portal IV hätte, das neu ist und das Staatsratsgebäude nochmal dasselbe, aber "in echt".
Wird das Portal abgetragen und an originaler Stelle wieder aufgebaut oder soll es dort bleiben wohin es verpflanzt worden ist?
Vielen Dank für Infos!

Zerberus der Schlosshund

6 Kommentare zu “Frage zum Schlossportal

  1. Bei dem Portal handelt es sich um das Portal IV von der Lustgartenfassade des Schlosses. Bis auf die Skulptur (Hermenpilaster Herbst und Winter unter dem Balkon, die Famen und Genien oben über dem Rundbogenfenster und wenig vom Architekturschmuck) ist das Portal 1963 als Kopie des im Kriege durch Beschuss beschädigten Portals neu geschaffen worden. Beweis: man sieht in seinen Wänden keinerlei Gewehr- oder MG-Einschüsse oder entsprechende Flicken aus der Zeit der Endkämpfe um Berlins Mitte am 29. und 30.4.1945.

    Es bleibt im Staatsratsgebäude und erhält damit dessen Originalität und Denkmalswert. Im Schloss wird eine dem alten Original entsprechende neue Kopie eingebaut. Berlin hat damit das gleich Portal zweimal.

  2. Ich bitte darum das Wort "Wiederaufbau" nicht mehr im Zusammenhang mit diesem Projekt zu nennen, da es sich zu 98% um eine Neuschaffung handelt.

  3. Was heißt denn dann für Sie Wiederaufbau? In der Musik ist eine Wiederaufführung eines Musikstücks doch auch nichts anderes als das die alten Noten mit neuen Solisten, Orchestern und Dirigenten wieder zum Klingen gebracht werden.Erklären Sie mir dies mal!

  4. Eine Wiederaufführung eines Musikstücks ruht auf der Grundlage von Orginalnoten. Doch bei diesem Projekt handelt es sich zum überwiegenden Teil um einen Neubau, da keine Orginalsubstanz mehr vorhanden ist. Dazu kommen noch neue Bautechniken etc.. Man könnte von einer Neuinterpretation in der Musik sprechen.
    Ein Wiederaufbau des Schlosses wäre es nach seinen Zerstörungen des 2.WK gewesen. Dies nun einmal Denkmalpflegerische Definition.
    Sie müssen das ja nicht negativ aufnehmen, nur die Verwendung des Begriffs ist eine Irreführung.

  5. Siehe einiger Website unter "Häufige Fragen":

    "Lediglich die Skulpturen sollte man entnehmen und durch schlichte Steine ersetzen, damit die alte Originalsubstanz wieder an den alten Ort zurückkehren kann."

    Nur so wird eine archeologische Rekonstruktion möglich. Und nur so kommen die 4 Hermenpilaster von den Portalen IV und V wieder zusammen…

  6. Irrtum, Euer Ehren. Das Original eines Gebäudes ist der Bauplan, ebenso wie die Partitur des Komponisten in der Musik. Das Gebäude selbst ist die Aufführung des Plans, so wie die Aufführung der Musik die Partitur hörbar macht. Die Materie des Baus ist und wurde schon immer über Restaurierungen verändert und erneuert. Keine Kathedrale würde noch existieren, wenn ihre Außenhaut nicht durch ständige Erneuerung wieder hergestellt würde.

    Oder haben Sie den Kölner Dom schon einmal ohne Gerüste gesehen? Von dem doch so authentisch aussehenden Zeughaus in Berlin sind über 90 % seiner sichtbaren Materie erst nach dem 2.Weltkrieg vollständig erneuert worden. Im Innereren wurde es beim Wiederaufbau völlig umgestaltet. Eigentlich wurde es dadurch zur Kopie seiner selbst. Darauf fußen wir in der Schlossdebatte.

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