Die städtebauliche Bedeutung der Lustgartenterrasse am Schloss

v.l.n.r. Willem, der Schweiger; Moritz; Friedrich Heinrich; Willem II; Willem III

Neue Ausstellung in der Humboldt-Box ab Donnerstag, 28. Mai 2015, Eröffnung um 16.00 Uhr

Im Realisierungswettbewerb „Freiraumgestaltung Umfeld Humboldt-Forum“ wurde im Jahr 2013 von den Auslobern der Entwurf von bbz landschaftsarchitekten mit dem 1. Preis bedacht. Dieser Entwurf sieht eine weitgehend barrierefreie, steril-steinerne Gestaltung des Schlossumfeldes vor mit wenig Grün. Von einer Rückführung der existierenden Denkmäler,
des Neptunbrunnens und der Rossebändiger ist keine Rede und schon gar nicht von der Wiederherstellung der berühmten Lustgartenterrasse mit ihren Denkmälern der Oranierfürsten und des Admirals Coligny, auch wenn man damals äußerte, der Entwurf könne weiter entwickelt werden.

Die Lustgartenterrasse wurde um 1850 angelegt, um die Höhenunterschiede des umgebenden Lustgartens an den Schlossmauern auszugleichen, die z. T. mehr als einen Meter ausmachten und den Boden wellenförmig aussehen ließen. Die Lustgartenterrasse gab dem Schlossumfeld eine besondere Harmonie und Ästhetik!

Für die Gestaltung des Schlossumfeldes ist das Land Berlin allein zuständig. Leider kommen von dort keine hoffnungsvollen Signale. Mit der Gestaltung des Schlossumfeldes wird Ende 2018 begonnen werden. Mit Hilfe des Archivs des niederländischen Königshauses kommen im Mai die fünf Statuetten der Oranierfürsten der Lustgartenterrasse als Leihgabe zu uns in die Ausstellung in der Humboldt-Box. Diese Hilfe unterstreicht, welche Bedeutung man in den Niederlanden und anderswo dem Wiederaufbau des Schlosses und seiner Erinnerungswerte beimisst. Zwei Fürsten sind in Originalgröße als Zweitguss vorhanden, einer, Moritz, sogar noch als Original, er überlebte die Einschmelzung der anderen. Es ist also problemlos möglich, vier der Fürsten zu kopieren und das Original zu restaurieren. Die Kosten dafür halten sich in einem nicht zu teuren Rahmen, zumal auch Aussicht auf Förderung durch Dritte besteht. Ihre Rekonstruktion wäre auch nichts Ungewöhnliches: Vor dem Berliner Abgeordnetenhaus steht eine Kopie des ebenfalls vernichteten Denkmals des preußischen Reformers Fürst von Hardenberg, die vor wenigen Jahren angefertigt wurde.

Gerade weil das alte Umfeld mit seinen berühmten Bauten in seiner Schönheit besteht, sollte mit der weitgehend historischen Gestaltung des unmittelbaren Umfeldes des Schlosses die Brücke zum Lustgarten und Unter den Linden geschlagen werden. Ein „Cordon Sanitaire“ aus nackten Flächen würde das Schloss auf einen Präsentierteller stellen, anstatt es in die Stadtlandschaft Berlins einzubetten. Sein Anblick wäre so gegenüber den alten Zeiten der eines Fremdkörpers ohne direkte Verbindung mit dem Umfeld.

Zu diesem Thema freuen wir uns, am 28. Mai 2015 die sehr informative Ausstellung in der Humboldt-Box zu eröffnen, in der Hoffnung, dass sie die gleiche Wirkung entfaltet wie unsere Bilder des Schlosses der letzten 20 Jahre: Nie haben wir es ohne Kuppel gezeigt, obwohl der Deutsche Bundestag sie nicht beschlossen hatte.

Schließlich konnte sich niemand mehr das Schloss ohne die historische Kuppel vorstellen – und jetzt wird sie folgerichtig auch gebaut.

7 Kommentare zu “Die städtebauliche Bedeutung der Lustgartenterrasse am Schloss

  1. Die Lustgarten-Terrase, als auch der Neptunbrunnen, müssen wiederhergestellt werden, das steht völlig außer Frage.

  2. In der gestrigen F.A.Z. (18.5.) ist wohl ein Interview mit Fr. Lüscher enthalten.
    Gemäß ihrer Intention wird sie wohl eine Rekonstruktion – und sei selbige nur annähernd gestaltet – zu verhindern versuchen.
    Online nicht auffindbar, lediglich in der Papier/e-Paper-Variante.

  3. Mich würde mal interessieren, ob man eigentlich in diesem Neubau die Originalbefunde der Archäologie museal einbezieht und ob es auch ein Museum gibt, das die Geschichte des Gebäudes darstellt und dem Besucher in Form von Modellen, Computersimulationen und Originalstücken aus dem Bauschutt bzw. aus der Möblierung des 18. und 19. Jh. vermittelt. Davon habe ich zumindest bisher noch nichts gehört. Das wäre ja schon sinnvoll, wenn man Teile des Bauwerks rekonstruiert.

  4. Unter der südwestlichen Ecke werden die erhaltenen Kellerreste zugänglich gemacht werden und darüber soll so weit ich weiß ein Museum zur Schlossgeschichte eingerichtet werden.

  5. Von Seiten der Stadt versucht man genau dies ja mit allen Mitteln zu verhindern. Und dies unter dem sehr eigentümlichen Argument, dass das Schloss als „moderner Bau“ auch ein modernes Umfeld erhalten soll. Das genau dies eine gewaltige Steinwüste bedeuten soll, ergibt sich im Hinblick auf moderne Platz“gestaltung“ ja von selbst.

  6. Schon mitbekommen! Wie hiess es doch gleich: Sie „berücksichtigt“ die Geschichte. Als ich das las, dachte ich, dass ich vom Stuhl falle…

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