Botschaftertreffen im Humboldt-Forum!

Im September gab Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier seinen Botschafterempfang anlässlich der jährlichen Konferenz aller Botschafter und Konsuln der Bundesrepublik Deutschland im Rohbau des Humboldt- Forums. In den riesigen Hallen, die künftig Sonderausstellungen gewidmet sind, hielt er eine programmatische Rede dazu, die wir auszugsweise unten abdrucken. Im Anschluss an die Reden und ein Podiumsgespräch hörte das überraschte Auditorium ungewöhnliche „Heimatklänge“. Unter diesem Begriff führten in Berlin lebende Vietnamesen, Kubaner, Brasilianer, US Amerikaner und Marrokaner hinreißend und schwungvoll Musik aus ihren Heimatländern auf. Ein wenig wehte schon etwas vom Humboldt-Forum durch die bunt illuminierten Räume …

Auszug aus der Rede des Bundesaußenministers:

„Baustellen in Berlin sind dieser Tage ein heikles Thema! Dabei ist Bauen doch eigentlich etwas Schönes: Menschen bauen etwas auf, erschaffen etwas, das es vorher nicht gab und das ihr Leben bereichert: Ein Dach über dem Kopf, das ihnen Schutz und ein Zuhause bietet. Oder einen Brunnen in der Wüste. Oder eine Brücke, die eine Verbindung ermöglicht, wo vorher eine Schlucht war.

Wenn ich Sie heute zum Kulturabend auf der Baustelle des Berliner Stadtschlosses eingeladen habe, dann nicht nur deshalb, weil der Baufortschritt über dem Plan liegt. Sondern vor allem deshalb, weil hier etwas Schönes und Einzigartiges entsteht: das Humboldtforum, ein Begegnungsort für die Kulturen der Welt, nicht hypothetisch, nicht virtuell, sondern ganz konkret. (…)

Wenn Sie so wollen, bauen auch wir Diplomaten täglich an etwas. Unser Vokabular ist voll davon: Wir sprechen von „Sicherheitsarchitektur“, von demokratischen Werten als den „Fundamenten“ und von wichtigen Verträgen als „Grundsteinen“ unserer außenpolitischen Beziehungen.

Über die ganz großen diplomatischen Baustellen haben wir am heutigen ersten Tag der Botschafterkonferenz gesprochen. Über Krisen und Konflikte, die unser Tagesgeschäft bestimmen, die in ihrer Härte, ihrer Grausamkeit und Brutalität viele neue Fragen aufwerfen. Und am drängendsten die: was kann und soll unser Beitrag sein zur friedlicheren Welt?

Darum geht es. Und dabei hat die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik eine zentrale Rolle zu spielen. Denn Kulturpolitik ist nicht nur eine Politik für die Kultur, sondern sie geht auch die Kultur der Politik an den Aufbau von zivilgesellschaftlichen Strukturen, den Zugang zu und die Teilhabe an Bildung und Kultur und ganz zentral: die Möglichkeit zu verstehen, was unsere Partner in der Welt bewegt. Die Fähigkeit, uns selbst verständlich zu machen.
Nur auf dieser Grundlage kann Verständigung überhaupt erst gelingen. Es gibt keine Garantie, aber wer das kulturelle Verstehen nicht sucht, der ergibt sich von vornherein der Chance einer politischen Verständigung.

Deshalb sage ich ganz bewusst hier auf der Baustelle des Humboldt-Forums: In diesem Sinne ist Außenpolitik auch eine Baustelle, die anstrengend ist und die unserer Anstrengungen Wert ist. Bei der wir als diplomatische Arbeiter, Architekten oder Baumeister unsere Methoden und Instrumente von Zeit zu Zeit überprüfen, neujustieren und wieder auf den Stand der Technik bringen müssen. Bei der wir aber auch für unsere Baustelle und für unser Bauwerk werben wollen. Das Werben für eine neue Idee, die Notwendigkeit, diese zu überprüfen, anzupassen und auf den Stand zu bringen ist den Initiatoren und Verantwortlichen des Humboldt-Forums ja nicht ganz fremd. Und das Resultat, das jetzt Gestalt annimmt, kann sich sehen lassen.

Vor allem aber finde ich, dass das Humboldt-Forum zu unserer Idee von Außenpolitik passt: Denn hier an dieser Stelle soll ein auf der Welt einzigartiger Ort des kulturellen und wissenschaftlichen Austausches mit den Kulturen der Welt entstehen. Kultur soll in diesen Räumen nicht mehr als je eigenes „Produkt“ gezeigt, sondern als interkulturell gemeinschaftlich Geschaffenes und neu Entstehendes begriffen werden. Ein kultureller Inkubator für Weltverständnis. (…)

Sie haben alle gelesen, dass Sie heute „Heimatlieder aus Deutschland“ hören. (…) Heimatlieder aus Deutschland, das sind Menschen, und das ist Musik, für die Deutschland zur Heimat geworden ist.

„Heimat ist dort, wo ich verstehe und verstanden werde“, hat Karl Jaspers einmal gesagt. Auch hier geht es um kulturelle Teilhabe und um die Ko-Produktion, die Verbindung von außen und innen. Wie beim Humboldt-Forum, wie in der Auswärtigen Kultur-und Bildungspolitik. Nur klingt sie besser.“

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