„Das Berliner Schloss wird auch dieses Unglück überstehen“

08.04.2020  Die WELT
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Von Rainer Haubrich
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Es scheint, als sei der Brand noch einmal glimpflich ausgegangen. Er ist ein Rückschlag für das wichtigste Kulturprojekt Deutschlands, das im Herbst eröffnen soll. Aber die Anhänger des Wiederaufbaus haben schon ganz andere Hindernisse überwunden.

Es gab anfangs auch in Umfragen wenig Zustimmung für den Wiederaufbau. Und nachdem der Bundestag das Projekt mit großer Mehrheit verabschiedet hatte, wurde 2003 wegen Haushaltskürzungen und 2010 wegen der Finanzkrise jeweils ein längeres Moratorium beschlossen.

Manische Schlossgegner versuchten, den Spiritus Rector des Wiederaufbaus, Wilhelm von Boddien, wegen angeblicher Veruntreuung von Spendengeldern vor Gericht zu bringen. Nichts davon stimmte. Stattdessen schaffte der Hamburger Kaufmann, was kaum einer für möglich hielt: Er warb die versprochenen 80 Millionen Euro an Spenden ein, mehr noch, er hat inzwischen die 100-Millionen-Marke erreicht.

Zuletzt hörte man allenfalls den Einwand, die Fassaden sähen so surreal makellos aus. Aber jedes historische Bauwerk war einmal neu. Das Berliner Schloss hat heute jene Anmutung, die es besaß, als Andreas Schlüter es zu Beginn des 18. Jahrhunderts vollendete.

Nur makellos ist es jetzt nicht mehr, es hat seine erste Patina. Und deshalb sollte man überlegen, in einer Ecke des Schlüterhofes und des Portals I ein wenig von dem schwarzen Schatten zu erhalten, der sich am 8. April über das Schloss legte – zur Erinnerung an den Brand kurz vor dem Osterfest im Corona-Jahr 2020.

 

Quelle: Die WELT, 08.04.2020

 

14 Kommentare zu “„Das Berliner Schloss wird auch dieses Unglück überstehen“

  1. Hat mir gefallen. Der Beitrag von Herrn Haubrich, die Auflistung.Ganz klar, eine Patina kann nicht schaden, bin ich auch der Meinung.

  2. Hat mir gefallen. Der Beitrag von Herrn Haubrich, die Auflistung.Ganz klar, eine Patina kann nicht schaden, bin ich auch der Meinung.

  3. Bevor wir ideologisch diktieren was mit der Patina passieren sollte, müssen Experten sich die Lage anschauen und feststellen, ob die Chemie das Gestein über die Jahren frisst, oder nicht. Manchmal wird unser Schloss vorgeworfen ein „Disneyland“ zu sein. Hier möchte ich unterstreichen, dass unsere gesellschaftliche Anlehnung, Ideologie statt Rationales zu implementieren (bwohl diese Ideologie realitätsfremd ist), Deutschlands wahre problematisches Luftschlößchen bleibt.

  4. Die Idee, den schwarzen Teerruß als Patinaq oder Erinnerung (woran genau?) zu erhalten, erinnert mich an andere Berliner Schildbürgerstreiche ähnlicher Art, wo auch unbedingt an irgend etwas Böses, meist an Nazihaftes, erinnert werden mußte. Wenn an glückliche Stunden der deutschen Geschichte erinnert werden soll, kommt meist so etrwas wie eine Wippe heraus. Noch im Gedächtnis ist mir die von der unseligen Frau Süßmuth als Bundestagspräsidentin durchgesetzte Erhaltung von Inschriften sowjetischer Soldaten im Reichstag, die bekanntlich marodierend, mißhandelnd und vergewaltigend nach Berlin kamen, aber heute von den linken Parteien irgebndwie als „Befreier“ gewürdigt werden. Die anschließende Sowjetdiktatur über einen Teil Deutschlands wird von Schwesig (SPD) bis Ramelow (SED) als „Rechtsstaat“ beschönigt. Bitte auf weitere ideologisch verkorkste Schidbürgerstreiche, so politisch korrekt sie auch sein mögen, verzichten!

  5. Niemand braucht eine „Unfall-Patina“: Das ist eine Schnapsidee. Makellos soll das Schloss dastehen!
    Ein Meisterwerk der Baukunst. Es langt wenn diese unsägliche Wippe vor dem Schloss aufgestellt wird.
    Ein Makel ist mehr als genug!

    1. So ist es ! Es sind leider zwei Makel. Einer auf der Ostseite, nämlich die Ostfassade selbst und der erwähnte auf der Westseite, nämlich die unsägliche Wippen-Schnapsidee !

  6. An welchen Gussasphaltbehälter würden wir uns konkret erinnern wollen? Und wozu?
    Vielleicht sind in den letzten Jahren auch Zementsäcke umgefallen. Kann man natürlich auch liegen lassen und des Bauarbeiters gedenken, der ihn umgeworfen hat…

  7. Ich sage ganz kurz: Die „Patina“ muss weg. Grund: Das Schloss ist ein Neubau! Ganz einfach. Da hat es einen Unfall gegeben und die Schäden sind zu beseitigen. Punkt!

  8. Wenn ich diesen Vorschlag von Herrn von Herrn Haubrich lese, man sollte schwarze Schatten als Corona-Patina erhalten, dann stelle ich fest, manche Menschen haben scheinbar viel Zeit, sich viel dummes Zeug auszudenken.

    1. Von den rußgeschwärzten Fassaden einen kleinen Teil erhalten ? So ein unglaublicher Unsinn. Ich gehe davon aus, daß diese Beeinträchtigungen mit modernsten Mitteln materialschonend wie rückstandsfrei entfernt werden.

  9. Von den rußgeschwärzten Fassaden einen kleinen Teil erhalten ? So ein unglaublicher Unsinn. Ich gehe davon aus, daß diese Beeinträchtigungen mit modernsten Mitteln materialschonend wie rückstandsfrei entfernt werden

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