„B.Z. verrät, was oben an der Schloss-Fassade steht“

28.02.2020  B.Z. online

Die Schlossfassade steht mittlerweile. Über den Portalen stehen in goldenen Buchstaben lateinische Inschriften, die einst die preußischen Herrscher dort anbringen ließen.

Von Olivarius Ohmann*

Latein? Kennt man von Asterix. Caesar brabbelt „Veni, vedi, vici“ et cetera. Ansonsten wurde diese tote Sprache de facto ad acta gelegt. Summa summarum verstehen wir noch, dass in vino veritas ist, aber ansonsten gilt: Errare humanum est.

Beim Blick auf die Schloss-Baustelle braucht man jedoch nolens volens ein Latinum. Das Corpus delicti befindet sich über den Portalen I und II. Auf der Schlossplatz-Seite erblickt man expressis verbis zwei lateinische Inschriften. Sie waren früher Usus an öffentlichen Gebäuden. So haben sich per exemplum königliche Bauherren darin verewigt.

> Über dem Portal I steht übersetzt: Angefangen im Jahre der Erneuerung der Welt 1699. Die neue Erscheinung des Schlosses, das der treffliche große Herrscher Friedrich als Kurfürst zu erbauen und zu gründen befahl, fand derselbe, zum König in Preußen mit Gottes Gnade gekrönt, vollendet. Fertiggestellt im ersten Jahre des neuen Jahrhunderts des Preußischen Königtums.

Aber was bedeuten die Gold-Lettern am Schloss? B.Z. ging in medias res. Carpe diem!

In circa 28 Metern Höhe steht über dem Portal I, dass Kurfürst Friedrich III. den Umbau im Jahr 1699 begonnen hat und 1701 abschloss. Das war das Jahr, als er zum König in Preußen aufstieg (und Friedrich III. wurde zu Friedrich I.). In der zweiten Inschrift kommt dann sein Sohn Friedrich Wilhelm I. zu Wort. Der Soldatenkönig vollendete 1716 die Schloss-Erweiterung.

> Über dem Portal II steht übersetzt: Nach Beendigung des Pommerschen Krieges vollendete Friedrich Wilhelm, König von Preußen, Kurfürst von Brandenburg, das von seinem seligen Vater erweiterte Schloss und vereinigte beide Gebäude durch das Portal im Jahre des Herrn 1716

Die genaue Übersetzung (unter den Fotos) wurde von Dr. Fabian Hegholz aus dem Berliner Büro des Schloss-Architekten Franco Stella erarbeitet. Vivat! So wurde jetzt das Inkognito der Inschriften gelüftet und niemand kann in spe ihre Bedeutung ad absurdum führen.

*lat. Form von Oliver, ursprünglich Familienname (übersetzt: „Ölbaumpflanzer“, „Ölbaumbesitzer“)

 

Quelle: B.Z. online, 28.02.2020

 

(Foto: Webcam der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss)

 

Ein Kommentar zu “„B.Z. verrät, was oben an der Schloss-Fassade steht“

  1. La reconstrucción del Palacio de Berlín… Da un mensaje de esperanza al mundo, que mientras se mantenga el espíritu de un pueblo, jamás podrá nadie apagarlo… Regresan los días de sol y felicidad para está hermosa ciudad…

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