„Von den Spreeterrassen am Schloss kann man die Spree nicht sehen“

05.07.2019  B.Z. Berlin

von Gunnar Schupelius

An der Rückseite des wiederaufgebauten Stadtschlosses wurde eine graue Mauer hochgezogen, die den Blick verstellt. Gunnar Schupelius fragt: Wie konnte es zu dieser Panne kommen?

Das Stadtschloss (Humboldt-Forum) ist wieder aufgebaut. An drei Seiten sieht man die historische Fassade, an der vierten nicht.

Die Rückseite am Spreeufer wurde nicht rekonstruiert. Hier steht eine Wand mit gleichförmigen Fensterschlitzen. So hat es der Wiederaufbau-Architekt Franco Stella gewollt.

Vor dieser Rückwand des Schlosses soll es einen Restaurantbetrieb geben, die „Spree-Terrassen“. Von dort aus sollen die Gäste einen herrlichen Blick über die fahrenden Schiffe genießen.

Das allerdings ist nicht möglich, denn zwischen Terrasse und Spree wurde eine Mauer hochgezogen. Sie verstellt den Blick. Wer auf der Terrasse sitzt, sieht nur noch den Himmel.

Die B.Z. fragte Wilhelm von Boddien, den Erfinder des Wiederaufbaus: Was ist da los? Die Mauer sei zu hoch geraten, sagte er, das sei bedauerlich. Er führte uns auf die Baustelle und wir setzten uns vor die Mauer: tatsächlich, viel zu hoch!

Wie kam es zu dieser Panne? Im Prospekt des Architekten von 2014 ist eine Computersimulation zu sehen. Darauf erreicht die Mauer allenfalls Kniehöhe. In der Wirklichkeit ist sie auf 1,10 Meter angewachsen.

Zuständig ist Senatsbaudirektorin Regula Lüscher. Weiß sie, was da passiert ist? Antwort: „Ja.“ Die Mauer sei gar nicht zu hoch, sondern immer so geplant gewesen. Direkte Frage der B.Z. an Frau Lüscher: „Würden Sie sich auf eine Spreeterrasse setzen, von der aus sie die Spree gar nicht sehen können?“

Die verblüffende Antwort: „Selbstverständlich, denn der Ort bietet andere attraktive Aussichten auf benachbarte Sehenswürdigkeiten wie den Dom, den Fernsehturm, die Marienkirche und das Berliner Rathaus.“

Mit Verlaub, das kann doch nicht ernst gemeint sein. Wer setzt sich auf die Spreeterrassen zwischen die Betonfassade und die Betonmauer, um von dort in die Luft zu gucken?

Die Rückfront des Schlosses hat ohnehin einen brutalen Zug. Sie wirkt kalt und hart. Durch die graue Brüstungsmauer wird der Aufenthalt vor dieser Fassade noch ungemütlicher.

Was hätte man tun können? Die Bauordnung schreibt vor, dass die Begrenzung der Terrasse 1,10 Meter hoch sein muss. Aber es muss keine Mauer sein. Man hätte die Mauer also niedriger setzen und oben mit einem Geländer versehen können, ganz einfach. Rundherum haben alle Brücken über die Spree auch ein Geländer. Wahrscheinlich deshalb, damit man von den Brücken aus das Wasser sehen kann.

Die Schlossfassade wurde mit sehr großem Aufwand wieder aufgebaut und ist wirklich eine Attraktion. Die Mauer an der Rückseite ruiniert das schöne Bild.

 

Quelle: B.Z. Berlin, 05.07.2019

 

12 Kommentare zu “„Von den Spreeterrassen am Schloss kann man die Spree nicht sehen“

  1. Typisch wieder dieses Beamtenvolk. Sind nicht von ihrem Unrecht zu überzeugen. Kommen vom hohen Ross nicht runter. Und dass schlimmste überhaupt, keine Konsequenzen für deren Fehler.

  2. Mal unter uns: Die Balkonbrüstung an unserem Balkon beträgt, einschließlich einer Stange zur sichern Befestigung von Blumenkästen, genau 1000 mm. 100 mm höher ist, auch wenn man sitzt und kein „Sitzzwerg“ ist, immer noch „übersehbar“. Das zum Aspekt 1100 mm. Das die Berliner Bauordnung, ganz nebenbei, jede Menge Unsinn als Vorschrift aufführt, ist dabei aber auch klar, wie Kloßbrühe.
    Ich denke, die Gastronomen werden schon eine befriedigende Lösung für ihre Gäste finden. Last das Ding erst mal fertig sein.

  3. Wundert sich hier jemand über solch eine verquere Aussage von Regula Lüscher? Ihr Leitsatz in Punkto Städteplanung. lt. Wikipedia:
    „Historische Bezüge zu Bautraditionenen und die Kontextualisierung zum Stadtbild vor dem Zweiten Weltkrieg sowie Rekonstruktionen lehnt sie weitgehend ab. “
    Solch eine Einstellung kann es nur in Berlin geben. Wenn ich mir eine Katrin Lompscher (Linke), Katina Schubert (Linke), Monika Herrmann (Grüne) oder eine Katrin Schmidberger Grüne) anschaue und ihre diversen Aussagen lese, dann weiß man was man bekommt!
    Der Herr Müller (SPD) passt dazu wie die Faust aufs Auge. Das ist die von mir so genannte BERLINOKRATIE .
    Berlin ist eine „failed“ Stadt!

    1. Bitte die Kirche im Dorf lassen! Berlin boomt wie noch nie und der Senat ist demokratisch gewählt. Sollen wir uns über dieses fantastische Gebäude in der Mitte der deutschen Hauptstadt freuen. Andere Städte beneiden uns darum!

      1. Mag ja alles sein, aber die von mir genannten Personen stehen bestimmt nicht für Aufbruch, Innovation und Optimismus. Eher für Tatenlosigkeit und Querulantentum. Außerdem lebt Berlin vor allem von den Zahlungen vieler Bundesländer und nicht aus sich selbst!

  4. Einigen Volksvertretern ist das Berliner Schloss ein Dorn im Auge, sie konten den Bau nicht verhindern und hätten den Palast gerne behalten.
    Nun bemüht man sich mit strengen Auflagen und Vorgaben weiter dieses Projekt abzuwerten.
    Liest man in den Medien die Kommentare über die katastrophalen Zustände bei dem aktuellen Bauablauf, dann erfasst man schnell die Absichten die dahinter stecken.
    Am besten eine Betonwand um das gesamte Schloss stellen und davor eine Meterhohe Dornenhecke….

  5. Der Senat von Berlin ist wie ein Krebsgeschwür, unnütze und voraussichtlich tödlich. Jeder dieser Senatoren – Senatorinnen ist ein eigenes Geschwür mit den Eigenschaften vorhanden kränkelnde Substanz (Stadt Berlinernd Bewohner) bis zur totalen Lähmung und Tod zur besetzen und zu zerstören. Alles wird von hieraus gelenkt und geführt (durch viele Helferzellen aus Medien die Berichte und Behauptungen durch nicht erfolgter Hinterfragung und event. Richtigstellung übernehmen und verbreiten.
    Personen die sich bequem eingerichtet (Sozialstaat) haben und sich von der breiten Masse durchfüttern lassen) mit den willen das Denken des einzelnen zu manipulieren – abzuschaffen und dieses scheint auch gut zu funktionieren. Überlegen – Nachdenken vom Volk ist nicht erwünscht – es zählt nur die Meinung von rot – rot – grün – Demokratie ade. Diese Senat lebt nur durch die Infusion von Außen (durch den Länderfinanzausgleich und vielen anderen finanziellen Unterstützungen die durch die anderen Bundesbürger – ca. 77 Millionen dieser Republik erarbeitet werden) und wird am Leben gehalten. Diese sollte man Abstellen und sehen wie dieses Geschwür verkümmert weil ohne Zufuhr (Geldmittel) von Aussen nicht lebensfähig.
    Es wird Zeit, hiermit zu beginnen, bevor die Stadt endgültig in das Koma fällt und als die größte tote ???WWLTSTADT??? in die Geschichte eingeht. Ich bin in Berlin geboren und habe diese Stadt geliebt – Schnauze mit Herz. Heute kann ich leider nur noch sagen – Es war einmal !!
    Alles hat seine Zeit, hoffentlich auch das Kasperletheater – Provinzposse in Berlin.

    1. Der Herr Schupelius als Dauernörgler! Meine Balkonbrüstung ist ebenfalls so hoch und ich kann trotzdem drüberschauen…

  6. Nun hat Berlin endlich wieder sein Herz zurück bekommen, aber wohl nicht zu 100%. Mit „Bypässen“ versucht die Stadtplanung (Frau Lüscher) nun wenigstens das Umfeld des wieder aufgebauten Schlosses in eine moderne Form zu bringen. Ganz im Sinne des Berliner Senats. Ich kann nur empfehlen, das Frau Lüscher sich einmal Dresden oder Frankfurt am Main anschaut. Hier ist es gelungen die alten Stadtkerne nach ursprünglichen Stadtraster wieder aufzubauen. Speziell in den beiden genannten Städten ist es gelungen alte Grundrisse und Architektur in Verbindung mit zeitgenössischer Architektur vorbildlich zu kombinieren. Da Frau Lüscher aber ein Gegner von rekonstruierter Stadterneuerung ist (siehe Marx-Engels-Forum), wird das Umfeld des Schlosses nun entsprechend ihrer Philosophie gestaltet. Man kann nur hoffen, dass sich die Bauarbeiten des Umfeldes so lange verzögern, bis der heutige Senat durch die Wahlen in 2021 abgewählt wird und ein neuer Stadtplaner oder Stadtplanerin zum Zuge kommt, der oder die eine emotionale Beziehung zu dieser Stadt hat und den Willen der Mehrheit der Berliner berücksichtigt.

  7. Wo ist hier ein Problem? Wie wär´s wenn man das Gastronomie-Plateau etwas aufschüttet und die Mauerbrüstung mit einem Metall-Handlauf etwas erhöht. Die Freiluftgäste und Kellner müssten dadurch höchstens 2 Stufen überwinden. Bitte an Alle: Etwas Phantasie ist manchmal nicht schlecht!

  8. Ich habe eine Runde um die Schlossbauumzäunung gemacht. Ein Handwerker klebte Fliesen an der Wand unterhalb der Spreeterrasse an. Das wird noch lange so gehen bis Pflastersteinchen und anderes gelegt sind. Ursprünglich sollte ja wohl jetzt etwa (nur 2 Monate vor Mitte September, dem Humboldt-Tag) alles, inklusive Thierse-Wippe fertig sein. Dennoch, ohne die Humboldt-Box eröffnen sich schöne Blicke auf das wiedererstandene Schloss von der Universität und vom Lustgarten aus. Auf einer Mauer im Lustgarten sitzend fragte ich mich wie die Wirkung wäre, wenn man auf dem Balkon stünde und wie angeblich Liebknecht und Scheidemann herunterriefe: Republik, vielleicht Bundesrepublik! Würden die Leute wie auf Bildern so etwas überhaupt vernehmen? Schwer zu glauben!

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