„“Kleine Störer“ aus Palast der Republik“

15.05.2019  Berliner Morgenpost

Vom Palast der Republik ist noch Spott wie „Erichs Lampenladen“ oder „Palazzo di Protzo“ überliefert. Doch das DDR-Vorzeigegebäude ist mehr als nur Erinnerung. Im geplanten Humboldt Forum geht’s auf Spurensuche.

Von dpa

In der Debatte um die bis heute umstrittene Rekonstruktion des Berliner Schlosses mit dem darin geplanten Humboldt Forum spielt der Palast der Republik eine zentrale Rolle. Das Humboldt Forum will an dieses neben dem Fernsehturm am Alexanderplatz wohl bekannteste DDR-Gebäude als Teil des Ausstellungsbereichs „Geschichte des Ortes“ erinnern. Der Palast stand wie auch ein Dominikanerkloster und das historische Schloss auf jenem Gelände im Zentrums Berlin, wo die Rekonstruktion nun der Sichtachse der Allee Unter den Linden einen massiven Riegel vorschiebt.

„Was weg ist, ist weg“, sagte der Generalintendant des Humboldt Forums, Hartmut Dorgerloh, am Mittwoch in Berlin zu den Vorgängerbauten. Es blieben aber Erinnerungen an Kloster, Schloss und Palast. Für diese städtebauliche und politische Geschichte sollen künftig 36 „Spuren“ im Humboldt Forum stehen. 12 dieser Erinnerungsstücke gehen auf den Palast der Republik zurück, 24 stammen aus dem 1950 in der DDR gesprengten alten Schloss.

Es gehe darum, die gesamte Geschichte des Ortes zu zeigen. Von Kloster und altem Schloss zeuge künftig etwa der archäologische Keller. Der Boden direkt unter dem vergleichsweise kleineren Palast sei dagegen „archäologisch tot“, sagte Dogerloh. Dort sei für den Bau 1973 tief ausgekoffert worden.

Im Humboldt Forum künftig zu sehen ist etwa die gläserne Wahlurne der ersten und letzten frei gewählten DDR-Volkskammer, deren Transparenz symbolhaft stand für die Offenheit der noch so junge Demokratie nach Jahrzehnten von Diktatur und Scheinparlament. Die recht unscheinbare Urne kontrastiert der Leiter von „Geschichte des Ortes“, Alfred Hagemann, im Skulpturensaal des Humboldt Forums mit bis zu 1,5 Tonnen schweren Kolossalfiguren, die schon im historischen Schloss standen. Hagemann freut sich über solche Gegensätze, die „immer wieder ein kleiner Störer“ sein sollen.

Eiskaffeebecher mit PdR-Signatur oder goldberandete Teller stehen für das Freizeitzentrum Palast der Republik, Überwachungsmonitore zeigen die Bedeutung, die dem Gebäude auch von der Stasi zugemessen wurde. Nicht fehlen durften Teile der Beleuchtungskonstruktion, die dem Bau auch den Spottnamen „Erichs Lampenladen“ einbrachte.

Nicht gezeigt wird die Gläserne Blume, ein bekannter Treffpunkt im Palast. Dorgerloh und Hagemann begründeten dies mit technischen Problemen, weil Komponenten eines Kleber sich verändert haben, der Größe des Objekts sowie dem Unwillen eines der Künstler, die Gläserne Blume im Humboldt Forum zu zeigen.

Das Humboldt Forum soll in mehreren Schritten von Ende 2019 an öffnen. In dem für 600 Millionen Euro geplanten Kultur- und Museumszentrum werden vor allem die ethnologischen und asiatischen Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz gezeigt. Zudem wird der Bau von der Humboldt-Universität und dem Stadtmuseum Berlin bestückt.

 

Quelle: Berliner Morgenpost, 15.05.2019

 

Ein Kommentar zu “„“Kleine Störer“ aus Palast der Republik“

  1. Ist ja richtig und historisch korrekt, dass im Humboldtforum an den Palast der Republik
    erinnert werden soll.
    Unverständlich und historisch falsch ist es andererseits ,dass es keine Erinnerung an die jahrhundertealte Funktion als Residenz
    geben wird. Wenigstens ein historischer Raum sollte rekonstruiert werden. Gigantentreppe ?

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