„Ausblick auf Berlin 2019 – Friede dem Schloss“

29.12.2018  taz

Pünktlich und im Kostenplan: Ende 2019 wird das Stadtschloss eröffnen. Soll man es künftig gern haben?

Man ist das nicht gewohnt in dieser Stadt: Überall dauert alles länger und wird teurer, nur am Humboldt Forum, da wird tatsächlich Ende 2019 Eröffnung gefeiert – genau so, wie es seit Jahren geplant ist, und auch noch ziemlich exakt zu den anfangs errechneten Kosten.

Man könnte jetzt also all die Schlagwörter des jahrelangen Streits über das Berliner Stadtschloss noch mal hochkochen lassen: Mummenschanz und Disney World, Geschichtsklitterung und Preußen-Revival.

Dieser Wilhelm von Boddien, Landmaschinenhersteller aus Schleswig-Holstein, hat es echt geschafft. Er hat in einer Art One-Man-Show die Ziele seines persönlichen Kalten Kriegs erreicht: die angebliche Wiedergutmachung des Schlossabrisses durch Walter Ulbricht 1950 und die Zerstörung jeder Erinnerung an die DDR an diesem Ort durch den Abriss des Palastes der Republik.

Dies endlich mal gut sein lassen und einfach neugierig sein – das wäre die andere Methode, mit der Eröffnung des Humboldt Forums umzugehen. Immerhin werden manche Besucher dort auf deutlich mehr Fläche Objekte wiedersehen, die sie seit der Schließung des Museums des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst in Dahlem vermisst haben – die berühmten Südseeboote zum Beispiel.

Touris in die City leiten

Außerdem: Ums Forum herum wird sich viel verändern. Die Touristen werden zahlreicher werden und auch viele Berliner, die sich vielleicht nie nach Dahlem verirrt hätten, vielleicht nicht einmal nach Mitte ohne das Schloss, werden kommen.

Vor allem aber: Das Humboldt Forum hat bereits jetzt durch all die Diskussionen über sein Konzept auch hierzulande endlich eine Debatte angeschoben, bei der Deutschland bisher im internationalen Vergleich das Schlusslicht bildete. Es geht um die lange nicht erforschte Provenienz vieler Ausstellungsstücke und um Restitutionen, die längst überfällig sind.

 

Quelle: taz, 29.12.2018

 

 

3 Kommentare zu “„Ausblick auf Berlin 2019 – Friede dem Schloss“

  1. Grundsätzlich toll, aber:
    Das Schloss wird (teil-)eröffnet, aber wie anderweitig berichtet, nicht komplett fertig sein.
    Des Weiteren wird eine Wippe angebracht – historisch falsch (gehört, wenn überhaupt, vor den Reichstag) und gegen die Mehrheit der Bevölkerung.
    Des Weiteren wird ein Kreuz(!) angebracht, auf diesem künftigen Teil der staatlichen(!) Museumsinsel – historisch falsch (ursprünglich gab es weder eine Kapelle noch ein Kreuz, es wurde später angebracht, außerdem waren Staat und Kirche nicht getrennt) und gegen die Mehrheit der (säkularen!) Bevölkerung..

  2. Sieht so der Frieden im kommenden Jahr aus? Typische Mäkelei. Es gibt wahrlich vieles, an dem man sich erfreuen könnte und kann.
    Welche Leistung, dass ein Einzelner dank seines Engagements dies letztlich durchsetzen und bewerkstelligen konnte!
    Nur recht so, dass das äußere Erscheiningsbild wieder komplett hergestellt wird, so wie mehrheitlich abgestimmt.. Und dazu gehört nun einmal auch das Kreuz, was mir persönlich gefällt.

  3. Den ewigen Kritikern am Schloss ein Auszug aus einem Weihnachtsbrief an mich von einem Studienfreund, der Professor an der Australian National University in Canberra ist: ,, …I am so glad that the Schloss in Berlin is getting close to finished. It will be an ornament to the city, useful to the Humboldt people and a most fitting reawakening of good memories of the wonderful island district of Berlin. I am glad that our former Prime minister visited.´´

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