„Großzügiges Publikum willkommen“

28.08.2018 – Münchener Merkur/Ebersberger Zeitung

 

Vaterstettener Wilfried Gillmeister organisiert Benefizkonzert in Grafing für den Aufbau des Berliner Schlosses

In einer Zeit, wo in der Bundesrepublik zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung Deutschlands die Kriegswunden mit dem Wiederaufbau historischer Gebäude weitgehend abgeschlossen war, sollte sich der Nachholbedarf in den neuen Bundesländern bemerkbar machen. So sollte es bis 2005 dauern, ehe die Dresdner Frauenkirche wieder das Ortszentrum prägte. Ein etwas längerer Prozess hingegen wurde der Wiederaufbau des Berliner Schlosses in Berlin Mitte. Und dabei halfen auch Ebersberger Bürger.

War die Frauenkirche als Ruine erhalten, so hatten die Machthaber des DDR-Regimes 1950 beschlossen, die in ihrer Substanz besser als das Charlottenburger Schloss erhaltene Ruine zugunsten eines Aufmarschplatzes für Machtdemonstrationen total abzureißen. Für Charlottenburg, im Westen der damals geteilten Stadt, wurde nahezu zeitgleich der Wiederaufbau vorangetrieben.

Um die Gedanken der Menschen auf die Historie zu lenken, hat der Hamburger Kaufmann Wilhelm von Boddien den Förderverein Berliner Schloss gegründet und mit einer beispiellosen Animation auf dem Schlossplatz eine aus Spenden finanzierte, optisch nahezu originalgetreue Schlossfassade mit Stoffbahnen auf einem Stahlgerüst errichten lassen. Der Gedanke, dass mit dem Schloss in seinem Ursprung Berlin seine Mitte wiedererhalten würde, nahm Gestalt an. 2002 fasste der Bundestag nach kontroversen Diskussionen den Grundsatzbeschluss des Wiederaufbaus. 2007 folgte die Aufnahme in den Bundeshaushalt. „Die Stiftung „Humboldt Forum im Berliner Schloss“ wurde gegründet und nach Überwindung einer Wirtschaftskrise konnte der Wiederaufbau in der ursprünglichen Kubatur eingeleitet und 2012 begonnen werden.

Bedingung: die Fassade sollte zu 100 Prozent aus Spenden finanziert werden. Was danach geschah, grenzt bei Betrachtung von Großbaustellen fast an ein Wunder. Grundsteinlegung 2013, Richtfest 2015, Abschluss der Fassaden und Einzug erster Ausstellungsobjekte aus dem Museum in Berlin-Dahlem (Übernahme der ethnologischen Kulturen) 2018. Eröffnung soll im Herbst 2019 erfolgen.

Das Projekt bewegt sich im Rahmen der Zeit- und Kostenplanung. Das gilt im Grunde auch für das Spendenaufkommen. Von den vorgegebenen 105 Mio. Euro sind lt. Auskunft des Fördervereins bereits 84 Mio. Euro (Stand Juni 2018) beworben worden. „Jetzt beginnt der Endspurt der Spendensammlung“, zeigt Fördervereins-Geschäftsführer Wilhelm von Boddien Optimismus für das Jahr bis zur Öffnung der Pforten.

Zwölf Freundeskreise in Deutschland und viele Initiativen im In- und Ausland bewerben mit ihren Aktionen das stolze Spendenvolumen. Mit dabei ist auch eine Initiative im Landkreis Ebersberg. Bereits im Jahr 2008 fand im Rathaus Vaterstetten unter der Schirmherrschaft des damaligen Landrats Gottlieb Fauth das erste bayerische Benefizkonzert für den Wiederaufbau des Schlosses statt. Der in Berlin lebende und in Ebersberg aufgewachsene Ausnahme-Gitarrist Marc Sinan  Baute begeisterte damals die Spender. Man hat ihn in Berlin nicht vergessen, denn für das Richtfest 2015 im Foyer unter der Schlosskuppel wurde er mit seinem Berliner Ensemble ebenfalls engagiert.

Nun wird es am Freitag, 14. September, in der Grafinger Auferstehungskirche um 19 Uhr die Neuauflage eines Benefizkonzertes im Landkreis geben. Diesmal als Kammerkonzert mit jungen und hoch begabten Musikern, wie von selbst redend natürlich alle aus dem Landkreis. „Ich schätze mich glücklich, dieses großartige Team von neun begeisterten jungen Musikern gewonnen zu haben,“ strahlt der Organisator des Konzerts Wilfried Gillmeister als Mitglied des Fördervereins Berliner Schloss in seiner Freude. Gillmeister hatte bereits von 1995 bis 2005 sechs Benefiz-Radtouren für die Dresdner Frauenkirche organisiert.

Seiner Initiative ist das erste Benefizkonzert für das Berliner Schlossprojekt in Bayern vor zehn Jahren zu verdanken. Mit Vorträgen, begleitet von Freiherr Georg von Humboldt-Dachrieden, in Volkshochschulen (u.a. Vaterstetten und Grafing/Ebersberg) ist das Interesse für das Bauprojekt erweitert worden. Für das Konzert in Grafing hat Landrat Robert Niedergesäß die Schirmherrschaft übernommen. Für die Festansprache konnte Christa Stewens, Stv. Ministerpräsidentin a.D. und Staatsministerin a.D., gewonnen werden. Werke von Johann Seb. Bach, Friedrich II. der Große, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Wolfgang A. Mozart werden intoniert von Adam Ambarzumjan (Klarinette und Bassethorn), Judith Galster (Flöte), Kathrin und Sophie Heuer (beide Violine), Henrik (Viola) und Philipp (Violoncello) Heuer, Georg Lamprecht (Klarinette), Sebastian Lugmayr (Bass-Bariton) und Jakob Skudlik (Orgel).

Die Musiker, alle Preisträger bei „Jugend musiziert“ (einige sogar auf Bundesebene), spielen unentgeltlich. Der Eintritt ist frei. Dem Anlass entsprechend sind Spenden erbeten.

Der Erlös ist gewidmet den Allegorien vom Portal III (Westseite, unter der Kuppel des Schlosses). Der Erlös fließt ein in die Sammlung des Münchener Freundeskreises im Förderverein Berliner Schloss.

 

Quelle: Münchener Merkur/Ebersberger Zeitung, 28.08.2018

 

 

 

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