„Petrenko dirigiert im Schloss“

07.05.2018  Der Tagesspiegel

Die Berliner Philharmoniker spielen am 25. August ein Benefizkonzert im Schlüterhof des Berliner Schlosses

Von Frederik Hanssen

Wilhelm von Boddien war mal wieder auf dem Quivive. Kaum hatte Andrea Zietzschmann, die neue Intendantin der Berliner Philharmoniker, ihren Job angetreten, da besorgte sich Berlins oberster Schloss-Promoter einen Termin bei ihr – und brachte das Gespräch schnell auf eine seiner verrückten Ideen: Dass nämlich die Philharmoniker ein Benefizkonzert zugunsten des rekonstruierten Hohenzollernbaus geben könnten. Und er stieß nicht auf taube Ohren. Denn in der Tat lässt sich da an eine Tradition anknüpfen: 56 Mal ist das Orchester im Schlüterhof des Schlosses aufgetreten, zwischen 1932 und ’40, im Rahmen der 1926 gegründeten Berliner Kunstwochen.

Nach einer Begehung wurde entschieden, am 25. August um 16 Uhr den 57. Freiluft-Auftritt der Philharmoniker dort anzusetzen: Kirill Petrenko wird mit zwei Werken von Richard Strauss sowie Beethovens 7. Sinfonie die Akustik des Hofes austesten. Anders als vor dem Krieg, als man für 80 Pfennige dabei sein konnte, kosten die Tickets diesmal allerdings 295 Euro. Weil der Förderverein des Schlosses ja noch 20 Millionen Euro von seinem Spendenziel entfernt ist.

Die Tickets kosten 295 Euro

Wenn sich alle 1480 Sitzplätze verkaufen lassen, kommt die satte Summe von 436 600 Euro zusammen. „Auch ich werde mein Ticket bezahlen“, erklärte Wilhelm von Boddien am Montag bei einem Pressetermin vor Ort. Die Karten sind ab 14. Mai zu haben, allerdings nicht bei den Philharmonikern, sondern ausschließlich über die Website www.eventim.de. Für alle, denen der Preis zu hoch ist, soll es ein kostenloses Public Viewing geben, in Kooperation mit dem RBB.

Eingebettet ist das Philharmoniker-Benefiz in die Tage der offenen Baustelle, bei denen am 25. und 26. 8. dann schon einmal die künftigen Ausstellungshallen des Ethnologischen Museums im 2. Obergeschoss rund um den Schlüterhof geöffnet werden, allerdings noch ohne Kunstobjekte.

Einen Schlüterhof gibt es auch im Deutschen Historischen Museum

Wenn sich der Hof als geeignet für Live-Darbietungen erweist, sollten die Verantwortlichen schnell Kontakt zum Deutschen Historischen Museum aufnehmen. Denn auch dort gibt es ja einen Schlüterhof, in dem beispielsweise das Rundfunk-Sinfonieorchester schon häufig Konzerte gegeben hat. Um das Publikum nicht zu verwirren, sollte aber künftig nur einer der beiden Orte den Namen des Barockarchitekten Andreas Schlüter tragen.

Für Wilhelm von Boddien ist die Sache klar: „Wir sind das Original!“ Johannes Wien, Vorstand und Sprecher der Stiftung Humboldt Forum, formuliert es am Montag diplomatisch. Man werde sicher mit dem DHM eine Lösung finden – zumal der dortige, von I. M. Pei mit einem spektakulären Glasdach überspannte Hof ja historisch als Zeughaushof bekannt ist.

 

Quelle: Der Tagesspiegel, 07.05.2018

 

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