„Was die GroKo mit der Kultur vorhat“

08.03.2018   Dresdner Neueste Nachrichten

 

Freier Eintritt, mehr Frauen in Führungspositionen, Games-Förderung: Zum Thema Kultur enthält der Koalitionsvertrag viel Zukunftsweisendes, aber auch viel Unkonkretes.

Von Jan Sternberg/RND

Die nachgeordnete Position bleibt. Monika Grütters (CDU) wird sich auch in der neuen GroKo mit der Position einer Staatsministerin für Kultur begnügen müssen. Der Föderalismus ist gerade bei Kulturthemen widerstandsfähig, unabhängig davon, wie viel Geld der Bund über verschiedenste Förderprogramme auszuschütten bereit ist. Daran wird sich in den nächsten Jahren nur ändern, dass die Richtung dieser Wohltaten etwas verändert wird: Mehr fürs Land, mehr für Bibliotheken und soziokulturelle Zentren, mehr Geld für Digitalisierung. Die Vereinbarung atmet den Geist einer sehr behutsamen Modernisierung der Kulturlandschaft. Wo gesellschaftliche Prozesse zur Verödung ganzer Landstriche und Innenstädte führen, soll zumindest die Bundes-Kultur-Gießkanne dafür sorgen, dass es noch eine Stadtbibliothek gibt. Das ist, ganz unironisch, zumindest eine große Ankündigung.

Bei den schweren Brocken, etwa der Reform der Stiftung Preußischer Kulturbesitz oder der Rolle des Humboldt-Forums in Berlin, bleibt der Vertrag hingegen äußerst vage. Doch halt: Der Eintritt ins Humboldt-Forum im noch unfertigen Berliner Stadtschloss soll frei sein – als „Modellversuch, in den vom Bund geförderten Kultureinrichtungen vermehrt und regelmäßig den freien Eintritt zu ermöglichen“. Hier ist zumindest ein bisschen von der Idee von Kultur als Grundversorgung zu spüren.

Dem Papier ist auch anzumerken, dass es versucht, auf der Höhe der Zeit zu sein. Digitalisierung wird öfter angesprochen als von Dorothee Bär, das geht bis zur möglichen Bundesförderung für die Entwickler von Computerspielen und tzr Filmförderung von Streamingdiensten. Die Provenienzforschung soll weiter unterstützt werden – und neben NS-Raubkunst soll es auch um den Umgang mit dem kolonialen Erbe gehen.

Und auch die #MeToo-Debatte hat Einzug in den Koalitionsvertrag gefunden. „Wir unterstützen Maßnahmen für ein diskriminierungs- und gewaltfreies Arbeitsumfeld für Künstlerinnen und Künstler“, heißt es in der schwarz-roten Vereinbarung. Zudem wird gefordert: „Mehr Frauen müssen Führungsverantwortung in Kultur- und Medieneinrichtungen übernehmen und künstlerische Leistungen müssen geschlechterunabhängig honoriert werden.“ Gerade hat die Intendantin des Berliner Maxim Gorki Theaters, Shermin Langhoff, gegenüber der „New York Times“ wieder beklagt: „Die Situation für Frauen in deutschen Theatern ist katastrophal.“ Bei der Regie gäbe es deutschlandweit nur 22 Prozent Frauen. Und an den entscheidenden Stellen im Kulturbetrieb säßen immer noch Männer. Ob Monika Grütters an einer entscheidenden Stelle sitzt, werden die nächsten Jahre zeigen.

Von Jan Sternberg/RND

 

Quelle: Dresdner Neueste Nachrichten, 08.03.2018

 

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