„Vier Millionen Besucher im Jahr sollen ins Humboldt Forum“

16.01.2018  Berliner Morgenpost

Das Humboldt Forum geht auf die Zielgerade – und lockt mit einem besonderen Angebot.

Von Isabell Jürgens

Seit fünf Jahren wird auf Deutschlands größter und prominentester Kulturbaustelle gearbeitet. In diesem Jahr geht das Humboldt Forum im rekonstruierten Berliner Schloss nun in die entscheidende Phase. Während hinter den Baugerüsten die Barockfassade fast fertig ist, läuft im Inneren der technische Ausbau. Anfang 2019 soll das Schloss an die Nutzer übergeben und Ende 2019 eröffnet werden. Die guten Nachrichten: Bisher ist das Schloss im Zeit- und Kostenrahmen. Und die ersten drei Jahre soll der Eintritt frei sein, wie Johannes Wien, Vorstand und Sprecher der Stiftung Humboldt Forum, im Berliner Schloss am Montag mitteilte.

„Der freie Eintritt soll für die Dauerausstellungen im Gebäude gelten“, sagte Wien während eines Baustellenrundgangs durch das Gebäude. Darauf hätten sich das Bundesministerium für Finanzen und die Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) geeinigt. „Sonderausstellungen und Veranstaltungen werden allerdings kostenpflichtig sein“, sagte Wien, dessen Stiftung als Bauherrin und Betreiberin des Humboldt Forums fungiert. So sei es verabredet worden. „Ich gehe davon aus, dass es auch unter einer neuen Bundesregierung dabei bleibt“, betonte Wien.

Bestimmte Bereiche auf den insgesamt drei Ausstellungsetagen des Schlosses werden demnach auch in den ersten drei Jahren kostenpflichtig sein, denn rund 1000 Veranstaltungen im Jahr, also etwa drei pro Tag, seien geplant, sagte Wien weiter. Ab 2019 sollen sich verschiedene Nutzer die insgesamt 40.000 Quadratmeter Ausstellungsflächen teilen: das Ethnologische Museum und das Museum für Asiatische Kunst (Stiftung Preußischer Kulturbesitz – Staatliche Museen zu Berlin), die Berlin-Ausstellung (Kulturprojekte Berlin und Stadtmuseum Berlin) und das Humboldt Labor (Humboldt-Universität zu Berlin). Dazu kommen noch mehrere Restaurants, Cafés und Shops, für die derzeit noch Betreiber gesucht werden.

„Parkplätze wird es im Berliner Schloss nicht geben“

Angesichts des umfassenden Angebots rechnet die Stiftung mit drei bis vier Millionen Besuchern im Jahr, das sind 10.000 pro Tag. „Besucherstromanalysen in den vergangenen Wochen haben gezeigt, dass uns auch nicht schrecken muss, wenn die doppelte Anzahl kommt“, so der Schlossherr. Allerdings bleibt zu hoffen, dass die Besucher nicht mit dem eigenen Auto anreisen werden.

„Parkplätze wird es im Berliner Schloss nicht geben“, sagte Bauvorstand Hans-Dieter Hegner, der bei dem Rundgang durch das Gebäude die baulichen Meilensteine vorstellte. So ist der Schlosskeller im Wesentlichen für die aufwendige und technisch anspruchsvolle Klimatechnik sowie die An- und Ablieferung reserviert. Geothermische Anlagen und raumgroße Eisspeicher sollen das Schloss energieeffizient temperieren. Für eine Tiefgarage bleibt da kein Platz. Lediglich im Außenbereich seien einige wenige Behindertenparkplätze sowie Fahrradbügel vorgesehen. Die Verkehrsplaner seien davon ausgegangen, dass die Besucher ganz überwiegend mit der U-Bahn anreisen.

„Wir hoffen deshalb sehr, dass die Berliner Verkehrsbetriebe den U-Bahnhof Museumsinsel bald fertigstellen“, so Hegner weiter. Allerdings habe sich das Projekt verzögert und die BVG-Baustelle „müssen wir mindestens noch bis Ende 2020 ertragen“, so der Bauvorstand. Hans-Dieter Hegner stellte auch die weiteren Meilensteine des Jahres 2018 auf der Baustelle vor. So sollen ab Mai die großen Ausstellungsobjekte aus Dahlem ins Humboldt Forum gebracht werden. Weil sich diese nicht vollständig auseinanderbauen lassen, wurden an der Innenfassade zum Foyer große Öffnungen freigelassen, die erst verschlossen werden, wenn die Objekte in den weitestgehend fertiggestellten Ausstellungskuben sind. Aktuell werden jedenfalls schon im Dachgeschoss und Keller die technischen Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die kostbaren Exponate richtig klimatisiert werden. „Ein konkretes Eröffnungsdatum können wir noch nicht benennen“, sagte Schlossherr Wien. Es sei möglich, dass bestimmte Ausstellungen erst später eröffnen. Dies liege aber an der „Eröffnungsdramaturgie der einzelnen Nutzer“, betonte er. „Das Schloss wird baulich fertig.“

Lediglich für das Dachrestaurant übernehme er keine Garantie. „Dieses hat der Bundestag ja erst nachträglich genehmigt“, rechtfertigte er. Für Passanten bereits von außen sichtbar ist der Fortschritt an der Fassade. Bis Juni soll das Schloss rundum ohne Gerüste in barocker Pracht erstrahlen. Die eindrucksvollste Barockfassade ist allerdings im Inneren zu sehen, im Schlüterhof. Dieser soll zu den Tagen der offenen Baustelle im Spätsommer 2018 mit einem großen klassischen Konzert gefeiert werden. Ab Mai soll die Kuppel gedeckt werden. Die Installation der Laterne als Kuppelaufsatz ist aber erst für 2019 geplant.

Personalsuche läuft auf Hochtouren

Für den Schlüterhof laufen aktuell auch noch die Steinmetzarbeiten. Für den Hof und das Außenportal III werden aktuell rund 20 Modelle für die Kolossal-Figuren gefertigt.

Für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses sind insgesamt 615 Millionen Euro veranschlagt. Davon trägt der Bund 483 Millionen Euro, das Land Berlin 32 Millionen Euro. Weitere 105 Millionen Euro sollen durch private Spenden, insbesondere für die historische Fassade, zusammenkommen. „Dieses Ziel haben wir zusammen mit dem Förderverein zu drei Vierteln erreicht, wir benötigen in den kommenden zwei Jahren noch knapp 30 Millionen Euro“, sagte Vorstandssprecher Wien.

Für den Betrieb des Schlosses sei ein Jahresbudget von 60 Millionen Euro, also gut eine Million Euro jede Woche, eingeplant. Als wichtige Aufgaben für dieses Jahr nannte Wien auch die Personalsuche. Das Humboldt Forum sei ein echter Job-Motor. So solle die Beschäftigtenzahl von jetzt 90 auf 320 bis 350 Mitarbeiter ausgebaut werden. „Aufsichtspersonal, Gastronomie und Shops sind dabei noch gar nicht eingerechnet“, betonte er.

 

Quelle: Berliner Morgenpost, 16.01.2018

 

 

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