„Einheitsdenkmal: SPD-Kulturexpertin Högl für neue Debatte“

30.09.2017   Berliner Morgenpost

Eigentlich sollte es 2009 schon zum 20. Jahrestag des Mauerfalls stehen. Aber noch immer ist vom Einheitsdenkmal nichts in Sicht.

Die Berliner Bundestagsabgeordnete und stellvertretende SPD-Fraktionschefin Eva Högl hat sich für eine neuerliche Debatte über das Einheits- und Freiheitsdenkmal ausgesprochen. Der neu gewählte Bundestag müsse sich zügig mit dem Thema auseinandersetzen und darüber verständigen, wie das Denkmal realisiert werden könne, sagte Högl der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf den Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober.

Sie kritisierte, dass sich seit dem letzten Beschluss des Parlaments zum Bau der „Einheitswippe“ im Juni nichts getan habe. Die Nachverhandlungen zwischen dem Bund und dem mit der Errichtung beauftragten Gestalter Milla & Partner seien ins Stocken geraten. „Noch immer ist unklar, wie es weitergeht.“

Um das Projekt wird seit fast zwei Jahrzehnten gerungen

Zudem verwies die SPD-Kulturexpertin auf eine Bürgerinitiative, die seit Wochen jeden Tag gegen den vorgesehenen Standort des Denkmals auf dem Sockel des früheren Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmals protestiert. „Die geplante Errichtung vor dem Berliner Schloss führt zu einer Zerstörung des frisch sanierten Sockels und seines architektonisch bedeutsamen Gewölbes“, so Högl.

Um das Projekt wird seit fast zwei Jahrzehnten gerungen. Im vergangenen Jahr hatte der Haushaltsausschuss den Bau überraschend im Alleingang gestoppt, weil die Kosten von zehn auf fünfzehn Millionen Euro gestiegen waren. Nicht zuletzt auf Initiative der SPD befasste sich dann aber das Plenum erneut mit dem Thema. Die Abgeordneten bekannten sich im Juni mit klarer Mehrheit zu den bisherigen Plänen.

Im Inneren steht der Slogan: „Wir sind das Volk, wir sind ein Volk“

„Der Bundestag hat zweimal entschieden und natürlich darf das Denkmal keine unendliche Geschichte werden“, sagte Högl. „Aber auch für einen Neuanfang ist es noch nicht zu spät.“

Eine Sprecherin von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sagte auf Anfrage, die Einigung zwischen Milla und dem ausführenden Bundesbauamt (BBR) stehe zwar noch aus, sei aber auf einem guten Weg. Grütters‘ Haus werden den Willen des Bundestags wie beschlossen umsetzen.

Das Denkmal soll an die friedliche Revolution in der DDR und die Wiedergewinnung der Deutschen Einheit erinnern. Unter dem Namen „Bürger in Bewegung“ ist es in Form einer riesigen begehbaren Waage geplant. Wenn sich genügend Menschen auf einer Seite zusammenfinden, neigt sie sich sanft in Richtung Boden. Im Inneren steht der Slogan: „Wir sind das Volk, wir sind ein Volk.“

 

Quelle: Berliner Morgenpost, 30.09.2017

 

 

 

 

Ein Kommentar zu “„Einheitsdenkmal: SPD-Kulturexpertin Högl für neue Debatte“

  1. Diese Entscheidung des Bundestages für die Einheitswaage ausgerechnet auf den Fundamenten des ehemaligen Nationaldenkmals ist eine halbherzige und geschichtsvergessene Fehlentscheidung:
    1. Das Nationaldenkmal war nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon, der Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts – Wartburg-Fest 1816, Hambacher Fest 1832, der Paulskirche, dem Deutsch-Dänischen Krieg 1864 sowie dem deutsch-Französischen Krieg 1870/71) – ein hoch emotionales Denkmal der nach 1806 erstmals wiedererlangten deutschen Einheit. Man kann geschmacklich über die protzige Reiterstatue von Wilhelm I und über manche romantischen Details streiten. Nicht streiten sollte man darüber, dass das Nationaldenkmal eine wichtige Epoche deutscher Geschichte repräsentierte.
    2. Dieses im Krieg wenig beschädigte Denkmal zu schleifen war ein barbarischer Akt der ideologisch bedingten Geschichtsvergessenheit. Den übriggebliebenen Sockel mit einem neuen aktuellen Geschichtsereignis nun zu übdeckeln und seine Bedeutung ein zweites Mal zu zerstören ist eine weitere Zerstörung unserer Erinnerungskultur.
    3. Ein neues Denkmal der friedlichen Revolution 1989 und der Einheit ist sehr wichtig
    aber nicht hier und nicht ohne Rücksicht auf die unmittelbare Umgebung.
    Ein neu gewähltes Parlament sollte darüber neu nachdenken. Dabei kommt es auf ein weiteres Jahr nicht an.

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