„Akademie-Dialog über die Zukunft der Museen“

04.05.2017  Berliner Morgenpost

Kulturstaatsministerin Monika Gründers zu Gast

Von Gabriela Walde

Über die Zukunft der Museen zu diskutieren, ist in etwa so, wie über Demokratie zu streiten. Es gibt verschiedenste Aspekte und gegensätzliche Positionen, wie der jüngste „Akademie-Dialog“ am Dienstagabend in der Akademie der Künste im Gebäudes am Pariser Platz zeigte. Provenienzforschung, Umgang mit dem kolonialen Erbe, Macht der Sammler, das Berliner Exil-Museum – jedes dieser Themen wäre allein schon abendfüllend.

Akademie-Präsidentin und Filmemacherin Jeanine Meerapfel hatte geladen und moderierte das Gespräch zwischen Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und Stefan Kraus, dem Direktor des Kolumba-Kunstmuseums in Köln. Der Saal ist rappelvoll, auch der langjährige Ex-Akademie-Präsident Klaus Staeck ist dabei. Für etwas Aufmischung sorgt ein Künstler, als Clown mit Spiegelbrille verkleidet, der den Provokateur mimt und mit ironischem Pfeifen manche Antwort kommentiert.

Nach Stefan Kraus, dem Idealisten, geht es zuerst darum, zu klären, welchen Einfluss die Kunst und die ästhetische Bildung überhaupt haben, wenn es um die Anerkennung in der Gesellschaft geht. Für Monika Grütters sind die Museen die wichtigsten Einrichtungen, die wir haben, die „weder elitär noch milieubezogen“ arbeiten.

Ein großes Wohnzimmer für den „Weltbürger“

Schon klar, kein Museumsdialog kommt ohne das Humboldt Forum aus, das Lieblingsprojekt der Kulturstaatsministerin, das derzeit auf dem Berliner Schlossplatz entsteht. Jeanine Meerapfel muss an dieser Stelle erwähnen, dass sie die Idee, ein Schloss zu rekonstruieren, nicht „so toll“ findet.

Für Grütters soll dieses Haus vieles sein, nur eben „kein Museum herkömmlichen Typs“, vielmehr eine Art offenes „Wohnzimmer“ für den „Weltbürger“, das sagt sie oft. Hier sollen breite Debatten stattfinden, jener „Frage nach dem Wir“ nachgegangen werden. Und genau dieser Anspruch ist das Problem des Humboldt Forums, das sich in seiner inneren Struktur noch immer nicht gefunden hat. Aber darüber spricht an diesem Abend keiner. Stattdessen hält Monika Grütters ein Plädoyer für mehr Vermittlungsarbeit an deutschen Museen, dafür braucht es mehr Stellen. Alles eine Frage des Geldes. Vermittlung sei ein großes Thema, wenn es um Erinnerungskultur geht. Viele junge Menschen würden heute die Objekte nicht mehr wiedererkennen, weil sie sie nicht „lesen“ könnten.

Über den freien Eintritt beim Humboldt Forum laufen die Gespräche mit dem Bundesfinanzminister. Der Fall bleibt schwierig, der Bund kann sich das leisten, bei Häusern, die er finanziert. Doch damit geraten Institutionen in anderer Trägerschaft wie Landesmuseen unter Zugzwang. Die arbeiten mit den Ticketeinnahmen. Und schließlich ist der Bund ja auch kein „Reparaturbetrieb“.

 

Quelle: Berliner Morgenpost, 04.05.2017

 

 

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