„Bauakademie in Mitte – Wettbewerb für Wiederaufbau soll 2017 starten“

23.02.2017  Berliner Zeitung

 

Von Ulrich Paul

Für den Wiederaufbau der Schinkelschen Bauakademie sollen bereits in diesem Jahr die ersten Vorentscheidungen getroffen werden. Wie der Parlamentarische Staatssekretär im Bauministerium, Florian Pronold (SPD), am Mittwoch sagte, soll der Architektenwettbewerb noch in dieser Legislaturperiode „das Licht der Öffentlichkeit erblicken“. Das bedeutet, dass der Wettbewerb noch vor der Bundestagswahl im September starten soll.

Nutzung als Museum?

Wie das neue Gebäude genutzt werden soll, will das Bundesbauministerium bis Anfang Mai in einem öffentlichen Diskussionsprozess erörtern. Dabei solle auch die Frage geklärt werden, inwiefern die bereits errichtete Musterecke des Gebäudes sowie erhaltene Bauteile einbezogen werden, sagte Pronold. Am Ende des Diskussionsprozesses werde als Fazit festgehalten, wie historisch und wie modern die neue Bauakademie gestaltet werden soll.

Niemandem sei verboten, darüber nachzudenken, ob statt der historischen Bauakademie nicht auch ein moderner Bau entstehen könne, sagte Pronold. Er habe aber nicht den Eindruck, dass dieser Vorschlag der Mehrheitsmeinung entspreche.

Seit mehr als 20 Jahren wird in Berlin über den Wiederaufbau der Bauakademie diskutiert. Die Bauakademie war von 1832 bis 1836 nach Plänen Karl Friedrich Schinkels am Werderschen Markt in Mitte errichtet worden. Sie galt als richtungsweisend für die moderne Architektur. Das im Zweiten Weltkrieg ausgebrannte Gebäude musste in den 1960er-Jahren dem Bau des DDR-Außenministeriums weichen. Nachdem das Ministerium von 1995 bis 1996 abgerissen worden war, entstand die Idee, die Bauakademie zu rekonstruieren. Bund und Land waren sich in der Frage stets einig, doch fand sich lange kein Geldgeber für ein tragfähiges Konzept. Das änderte sich Ende vergangenen Jahres. Im November 2016 entschied der Bundestags-Haushaltsausschuss, 62 Millionen Euro für den Wiederaufbau zur Verfügung zu stellen.

Nach der Kommandantur an der Straße Unter den Linden 1 und dem Berliner Schloss ist die Bauakademie das dritte prominente Gebäude im historischen Zentrum der Stadt, das wieder aufgebaut werden soll. Die Kommandantur ist heute Hauptstadtrepräsentanz des Medienriesen Bertelsmann. Das Schloss soll nach der Fertigstellung im Jahr 2019 als Museum und Bühne für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden. Über die künftige Nutzung der neuen Bauakademie wird derzeit heftig debattiert. Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, will dort ein Architekturmuseum einrichten. Das stößt bei Bau-Staatssekretär Pronold aber auf wenig Gegenliebe.

Die Bauakademie solle nicht zu einem Haus werden, in das „ein paar Interessierte gehen, die im Rahmen ihres Architekturstudiums nachweisen müssen, dass sie auch mal ein Architekturmuseum besucht haben“, sagte er. „Das wollen wir nicht. Wir wollen einen Ort des Diskurses mit wechselnden Ausstellungen.“ Denkbar sei, einen großen Bereich für länger dauernde Ausstellungen zu schaffen, so Pronold. Dort könne über Architektur, Stadtentwicklung und Wohnen informiert werden. Auf kleineren Flächen ließen sich aktuelle Fragen wie die Bezahlbarkeit des Klimaschutzes oder die Zukunft der autogerechten Stadt thematisieren.

Porzellan und Seidenwäsche

Ziel des Bundes sei, die Bauakademie zu einem lebendigen Ort zu machen, sagte Pronold. Dies soll auch über die 20-prozentige gewerbliche Nutzung geschehen, die laut Bebauungsplan vorgesehen ist. Damit knüpft die Bauakademie an den historischen Vorgänger an, in dem sich ebenfalls Geschäfte befanden. Die Läden dort boten unter anderem Produkte der Königlichen Porzellanmanufaktur, Werke des Hofjuweliers Werner sowie exklusive Seidenwäsche an.

Die Einnahmen aus der Vermietung der Gewerbeflächen sollen dazu dienen, die Betriebskosten des Hauses mitzufinanzieren, so Pronold. Ohne öffentliche Zuschüsse sei das Gebäude aber sicher nicht zu unterhalten. Unwahrscheinlich ist, dass die neue Bauakademie wieder zu Wohnzwecken genutzt wird. Karl Friedrich Schinkel durfte dort noch in einer Dienstwohnung leben.

Wolfgang Schoele, Vorsitzender des Fördervereins Bauakademie, hofft, dass der Schinkel-Bau bis zum Frühjahr 2021 fertiggestellt wird. Denn am 13. März jährt sich der Geburtstag des berühmten Baumeisters zum 240. Mal. Die ursprüngliche Eröffnung der Bauakademie liegt am 1. April 2021 genau 185 Jahre zurück.

 

Quelle: Berliner Zeitung, 23.02.2017

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert