„Testschiff für Spreefilter: Flussbad-Projekt geht voran“

28.01.2017   Berliner Woche

 

Das Projekt Flussbad Berlin, das den Kupfergraben wieder zu einem öffentlich zugänglichen Naturschwimmbad machen möchte, sucht historische Zeichnungen und Fotos von Berliner Flussbadeanstalten und Schwimmveranstaltungen im Stadtgebiet. Derweil laufen die Planungen für Berlins abgefahrenste Badewanne auf Hochtouren

Von Dirk Jericho

Schwimmen in der Spree, mitten im Herzen Berlins – das war normal im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. „Allein an elf Stellen im alten Stadtkern konnten die Leute früher in die Spree springen“, sagt Flussbad-Sprecherin Barbara Schindler. Der gleichnamige Verein möchte die Spree wieder zu Berlins öffentlicher Badewanne machen. Für eine Ausstellung sucht das Flussbad-Projekt „alte Zeichnungen, Fotos oder vielleicht sogar Berichte von Menschen, die selbst noch in einem Berliner Flussbad geschwommen sind“, so Schindler. Wer Dokumente vom einstigen Planschvergnügen hat, möchte sie bitte an presse@flussbad-berlin.de schicken.

Schlechte Wasserqualität

Die Flussbadeanstalten wurden vor rund 100 Jahren aufgrund der schlechten Wasserqualität geschlossen. Um den westlichen Spreearm entlang der Museumsinsel zwischen Bodemuseum und Auswärtigem Amt wieder zum Schwimmbecken zu machen, muss das Wasser Badequalität bekommen. Das Team um die Flussbad-Initiatoren Tim und Jan Edler, die für ihre Vision vom Badefluss mehrere internationale Preise abgeräumt haben, plant dazu eine natürliche Filteranlage. Um das Wasser zu klären, soll der Bereich rund um die Fischerinsel bis zum Hauptarm der Spree renaturiert werden. Pflanzen und Kiessschichten filtern das Wasser natürlich. Der Altarm wird zum ökologischen Wasserpark, in dem Fußgänger auf Stegen spazieren können. Das eigentliche Schwimmbecken wäre zwischen Bodemuseum und der früheren Schleuse am Auswärtigen Amt. Über breite Treppen kommt man ins Wasser, kann planschen mit Blick auf Dom und Humboldtforum.

Vier Millionen Euro Fördermittel

Das Flussbad-Projekt wird bis 2018 mit vier Millionen Euro aus Bundes- und Landesmitteln gefördert. Derzeit bauen die Spezialisten einen alten Lastkahn zum Testlabor um. Das Testschiff soll im Sommer in Mitte anlegen und Messergebnisse liefern, ob die Ökoreinigung des dreckigen Spreewassers funktioniert. Im schwimmenden Testfilter auf dem Finowmaßkahn „Hans-Wilhelm“ werden verschiedenen Filterbecken das durchfließende Spreewasser reinigen. Mit Sensoren und der Untersuchung von Wasserproben sollen 500 Einzelmesswerte zu verschiedenen Parametern monatlich erfasst und ausgewertet werden. Die Ergebnisse der Studie sind Grundlage für weitere Planungen zum Ökoschwimmbad im Herzen Berlins. Was der Aus- und Umbau des Kupfergrabens zum Flussbad letztendlich kostet, ist unklar. Es ist aber davon auszugehen, dass man dafür mehrere Millionen Euro braucht.

„Historisches Fenster“ zur Flussbadekultur

Um weitere Unterstützer zu werben und über das geplante Flussbad zu informieren, will der gemeinnützige Verein von Frühsommer 2017 bis Ende 2018 im Garten der European School for Management and Technology (ESMT Berlin) – dem früheren Staatsratsgebäude der DDR – eine öffentliche Ausstellungs- und Veranstaltungsplattform einrichten. Die ESMT stellt dem Verein im Garten zum Spreekanal knapp 900 Quadratmeter zur Verfügung. Eine in Planung befindliche Terrassenanlage soll zum Beispiel „als historisches Fenster in die Berliner Flussbadekultur dienen“, heißt es. Sie zeichnet den aus Skizzen rekonstruierten Grundriss des Schwimmerbeckens der „Doppel-Badeanstalt“, die zwischen 1895-97 im Mühlengraben eröffnet und 1925 geschlossen wurde, im Maßstab 1:1 nach. Von der Informationsplattform am Ufer kann man auch die schwimmende Pilotanlage beobachten, in der das Spreewasser natürlich gereinigt wird.

 

Quelle: Berliner Woche, 28.01.2017

 

 

11 Kommentare zu “„Testschiff für Spreefilter: Flussbad-Projekt geht voran“

  1. Überhaupt nicht, an dieser kulturehrwürdigen Stelle hat eine Badeanstalt nichts zu suchen. Die banale Freude des Planschens soll bitte an anderer Stelle vollzogen werden!

  2. Was für ein Blödsinn! Damit Berlin noch mehr zur Partymeile wird! Der Monbijou-Park sieht durch Übernutzung sowieso schon aus wie eine Müllkippe. Kaum vorzustellen, wenn Touristen und Party People jetzt auch noch das Ufer der Museumsinsel ruinieren.

  3. Die Idee ist nicht schlecht aber der Kupfergraben absolut ungeeignet. Diese „Badeanstalt“ passt weder zur Museumsinsel noch zum Humboldt-Forum im Stadtschloss.
    Man muss nicht alles machen nur weil es machbar ist.

  4. Berlin schafft es nicht, sich auf die städtebaulichen Essentials zu konzentrieren, wie eine lebendige urbane Atmosphäre mit erlebbaren Stadträumen zu schaffen und der Stadt ihr Gesicht zurückzugeben

  5. Die Flussbäder Berlins waren an anderer Stelle z.B. an der bWaisenbrücke, die auch wierder hergestellt werden muss. Entwürfe existieren reichlich !

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