„Gibt es im künftigen Berliner Schloss freien Eintritt für alle?“

06.01.2017   B.Z. Berlin

 

Gründungsintendant Neil MacGregor will einen Ort für alle Berliner schaffen und er hat ein großes Ziel: Freier Eintritt für alle Besucher!

Von Martina Hafner

Der Mann hat wirklich Nerven, denn er gilt als der Verantwortliche für Berlins prominentestes Kultur-Projekt.

Der Brite Neil MacGregor (70) ist einer der drei Gründungsintendanten des Humboldt-Forums im neuen Berliner Stadtschloss, zuvor leitete er das British Museum in London. Und in Berlin hat er eine ganz klare Ansage: Freier Eintritt für alle im Schloss!

Herr MacGregor, wie wollen Sie das Humboldt-Forum lecker machen?

Wichtig ist, dass es ein Haus für alle sein sollte. Wo man nicht nur etwas ansieht, sondern wo man Freunde trifft und Spaß hat! Wo es Musik gibt, Filme und mehr. Ein Ort, den man zum Vergnügen besucht. Das ist auch ein Teil des Hauses.

Welche politische Botschaft soll das Humboldt-Forum vermitteln?

Eines der Hauptziele ist, zu vermitteln, dass es leichter ist, die Bedeutung und den Wert anderer Traditionen zu sehen, wenn man seine eigene Tradition besser versteht und im Rahmen der ganzen Welt sieht. Das war von Anfang an die große Hoffnung der Museen der Aufklärung. Wenn man die Welt durch Sammlungen besser kennenlernt, führt das zu einer größeren Toleranz. Und das brauchen wir heute mehr als im 18. Jahrhundert.

Viele Besucher erwarten einen Original-Raum des Schlosses, haben Sie den eingerichtet?

Natürlich haben wir daran gedacht. Aber schon vor meiner Zeit ist entschieden worden, dass man keine Rekonstruktion eines ganzen Interieurs haben würde. Was wir für interessant halten, und ich spreche hier auch für meine Ko-Intendanten Hermann Parzinger und Horst Bredekamp, ist, dass der Besucher spürt, dass es an diesem Ort nicht nur ein Schloss, sondern auch einen Palast gab.

Wie wollen Sie das darstellen?

Ein bisschen überall im Haus. Wir hoffen mit dem, was wir Interventionen nennen, auf die Geschichte mit Objekten aus dem Schloss, aus dem Palast, auf Persönlichkeiten und Ereignisse hinzuweisen. Friedrich der Große muss dabei sein, 1848 ebenso, auch die Volkskammer.

Warum ist Ihnen das wichtig?

Wenn wir Objekte aus allen Epochen der Geschichte dieses Ortes zeigen, dann kann man auch mit Erinnerungen umgehen. Gerade was den Palast der Republik betrifft, gibt es viele Leute, die Erinnerungen daran haben. Das wäre ein anderer Zugang auch für das Publikum.

Sie wünschen sich freien Eintritt für das Humboldt-Forum, würde das nicht den anderen Museen in der Nähe schaden?

Den freien Eintritt haben wir alle drei empfohlen. Weil dieses Haus nicht nur Museum, sondern auch ein Forum sein soll. Das bedeutet für mich, dass es ein Ort sein soll, wo die ganze Bürgerschaft hingehen kann. Es ist nicht zu bezweifeln, dass Eintrittsgeld eine Sperre für viele Besucher ist. Vor allem für jene, die nicht daran gewöhnt sind, in die Museen zu gehen. Es sollte vielen erlaubt sein, die Sammlungen zu entdecken. Auch hier waren die Kosmos-Vorlesungen von Alexander von Humboldt das Vorbild. Sie waren kostenlos.

Können Sie noch ruhig schlafen – bei all den Erwartungen, die an Sie gestellt werden?

Ab und zu, dabei schlafe ich eigentlich sehr gut. Aber es ist so viel darüber gesprochen worden und sehr viel versprochen worden, da frage ich schon manchmal, wie wir das schaffen werden. Was mich ermutigt, ist, dass es ein so gutes und großes Team gibt, weil die Kuratoren der Sammlungen so toll sind. Es gibt so viel Wissen in der Stadt, Berlin ist ein enormer Thinktank.

Wie ist Ihr Leben in Berlin, wo wohnen Sie?

In Prenzlauer Berg, weil ich sehr, sehr gern zu Fuß gehe. Ich wollte unbedingt eine Wohnung finden, von der ich gut ins Büro laufen kann. Ich gehe die Kollwitzstraße hinunter und dann bin ich schon fast da, das finde ich ganz alright. Berlin ist für Fußgänger die schönste Stadt der Welt!

 

Quelle: B.Z. Berlin, 06.01.2017

 

 

35 Kommentare zu “„Gibt es im künftigen Berliner Schloss freien Eintritt für alle?“

  1. Eine alte Wirtschaftsweisheit sagt: Was es umsonst gibt ist nichts wert. Man sehe sich die öffentlichen Toiletten an, die nichts kosten und vergleiche diese mit denen, deren Besuch 50 Cent oder 1€ kosten!  Es wäre wohl besser den Zugang an bestimmten Tagen, wie sonntags, kostenlos zu halten, an anderen Tagen aber mit Eintrittsgebühr. —  Erfreulich, dass (anders als früher verlautet)  z.B. auch Friedrich der Grosse und dergleichen  nicht unerwähnt bleiben soll. Immer wieder verwunderlich aber die Besessenheit mit Erinnerung an den Palast der Republik, der DDR-Republik!. Vielleicht will man damit die Politiker in Berlin heranlocken, die ja alle „links´´ stehen. Es gibt aber noch heute Leute (besonders unter den Spendern), die sich noch an das ursprüngliche Schloss u.a. erinnern. Diese sterben natürlich aus, und so wird es auch mit  den DDR-Nostalgie-Leuten geschehen. 1871 soll aber auch hier vermutlich ignoriert werden.

  2. Wie wäre es denn mit €5 für Berliner (Ausweis), 10€ für Touristen, Kinder etc. frei. Das ist für ein so einmaliges Gebäude vergleichsweise günstig. Was nichts kostet ist nichts wert und wird nicht wertgeschätzt. Es muss nicht immer alles kostenlos sein.

  3. Wie wäre es denn mit €5 für Berliner (Ausweis), 10€ für Touristen, Kinder etc. frei. Das ist für ein so einmaliges Gebäude vergleichsweise günstig. Was nichts kostet ist nichts wert und wird nicht wertgeschätzt. Es muss nicht immer alles kostenlos sein.

  4. Der Spruch passt in dem Fall nicht unbedingt. In London kostet es übrigens auch nichts, in viele der großen Museen zu gehen. Und es funktioniert ganz gut. Auf jeden Fall würden die Berliner so viel öfter ins Schloss kommen. Da in dieser Stadt mittlerweile wirklich alles etwas kostet, wäre es doch schön, wenn mal ein Museum entscheidet, keinen Eintritt zu verlangen.

  5. Erik Mittasch Es handelt sich nicht um eine Schule, in die man täglich geht und Eintritt bezahlt. Bedürftige sind sowieso ausgenommen. Es geht um den Durchschnittsbesucher. Der muss nicht alimentiert werden. Abgesehen davon, dass der Unterhalt dann komplett staatlich finanziert werden müsste, was beim deutschen Steuersystem dann überdurchschnittlich Geringverdiener belasten würde. Man nennt das Mogelpackung.

  6. Inge Borg Allgemein gibt es eine kostenlos-„Kultur“. Reden Sie mit Leuten, die sich aufregen, im App Store für eine Software 0,99€ bezahlen zu „müssen“. Und sprechen Sie mit den Software-Entwicklern.

  7. Eine Kultursteuer wäre tatsächlich die einzige Streuer, die ich gerne bezahlen würde. Der Durchschnittsbesucher kann sich übrigens auch nicht immer die Eintrittskarten in den Museen leisten. Außerdem macht man auf diese Weise etwas für die Bildung und fördert so die lokalen Leute dabei, sich mal wieder für schöne und wissenswerte Dinge zu interessieren.

  8. Erik Mittasch Deshalb ja der lokale Preisnachlass. Setzen Sie sich genauso für Durchschnittsbesucher ein, die ständig normalen Schinken kaufen müssen, weil Sie sich den Serrano nicht leisten können? Und essen müssen die Leute öfter als ins Museum gehen. Eine Diskussion über 5€ ist lächerlich! Und noch mehr, wenns um Touristen geht, die hier noch für ganz andere Sachen ganz andere Summen ausgeben.

  9. Also ich hätte lieber Menschen hier in Deutschland, die, weil es kostenlos ist, öfter ins Museum gehen, anstatt Menschen zu haben, die sich Serrano-Schinken leisten können, den man natürlich auch täglich essen muss.
    Man kann ja gerne in Museen für spezielle Ausstellungen Eintrittsgeld nehmen, ist in GB nicht anders, aber ansonsten sollten alle diese Einrichtungen kostenlos sein.
    Es geht übrigens nicht um €5. Die kostet vielleicht der Eintritt in ein Museum. Wie viele Museen hat Berlin doch gleich?

  10. Inge Borg Und für die alle gibt es Eintrittsgelder! Stehen Sie eigentlich auf Gästelisten bei Partys oder zahlen Sie Eintritt? Wer zahlt Ihren Eintritt dann mit?
    Schlagen Sie Ihrem Friseur doch mal kostenlose Eintritte vor, schließlich gibt es so viele Friseure in Berlin..

  11. Und noch mal; in England funktioniert das System sehr gut. Warum sollte es hier nicht gehen? Das Ganze wäre doch auch ein großartiges Experiment und man könnte dann wirklich sehen, wie es sich auf die kulturinteressierten Berliner auswirkt.

  12. Erik Mittasch Ja, und wenn Deutschland analog Brexit aus der EU austreten würde und eine Königin hätte, könnte man auch rausfinden, wie sich das auswirkte..

  13. Marco Paulus: Ich verstehe ehrlich gesagt nicht ihr Problem. Wieso soll denn Kultur, die für alle da ist, nicht kostenlos sein? Ist das eine Dienstleistung, wie beim Friseur. Was sollen denn diese hanebüchenen Vergleiche, die sie aufstellen?

  14. Die „Kosten“ decke ich ja schon durch meine Steuergelder. Mir ist Bildung wichtig. Ich möchte, das „arme“ Leute sich auch Kultur und Bildung leisten können und das sie sich das auch leisten sollen.

  15. Und genau diese Förderung kann man auch einem großen Museum geben. Das tut niemandem weh. Und Ihnen persönlich sowieso nicht. Und was wollen sie mir mit dem Fragezeichen und dem Männersymbol sagen?

  16. Genau diese Förderung ist (wie bei Theater, Oper & Co.) beim Schloss bei 5€/10€ Eintritt notwendig. Jetzt beginnen Sie zu verstehen.

  17. Ihr Handybetriebssystem kennt offensichtlich nicht den neuesten Emoji-Satz, weshalb es das Unbekannte Zeichen in ihm Bekannte übersetzt. Das ist Standard.

  18. Oje. Die bösen Handys. (Sparen Sie sich bitte ihr facepalm Bildchen in einer Unterhaltung). Und was Ihre 5 Euro angeht, so machen die auch nichts aus. Große Museen machen auch noch auf andere Arten Geld. Na ich hoffe jedenfalls, daß es dazu kommt, daß niemand Eintritt zahlen muss, wenn er ins Schloss gehen will. Bei uns wird die Entscheidung wohl nicht liegen.

  19. Erik Mittasch Keiner, außer dem Autor bestimmt, welche Zeichen er verwendet! Die 5€ machen aus, ob etwas wertgeschätzt wird oder nicht und ob die Allgemeinheit 100% oder vielleicht nur 50% alimentieren muss. Wie gesagt, im Steuersystem sind Geringverdiener überdurchschnittlich belastet, weshalb genau die von Ihnen präferierte Finanzierung die im wahrsten Sinne asoziale ist.

  20. …die webcam der Südfassade bringt noch immer ne regnerische kalte Winternacht….nun ja, momentan passiert eh kein nüscht aufregender Baufortschritt…

  21. Das heißt also, daß niemand die National Gallery in London schätzt, weil es nichts kostet, sie zu besuchen? Interessante Meinung, aber absurd. Und wenn es jetzt am Steuersystem liegen soll, dann setzen Sie sich lieber für dessen Änderung ein, statt für Einsparungen bei der Kultur. Übrigens können Sie hier Zeichen verwenden, wie sie gerade lustig sind, aber wundern Sie sich nicht, wenn diese bei manchen Leuten als sinnloses Kauderwelsch rüberkommen, weil diese Leute nicht den neuesten Emoji Spielsatz haben.

  22. Erik Mittasch Es wurde sich doch gar nicht gewundert. Sie fantasieren. Verstehen Sie, dass andere Länder andere Länder sind. Wir haben keine Königin, schlimm oder? Und nun unterhalten Sie sich alleine. Ciao!

  23. Warum freier Eintritt? Die Eintrittsgelder sollen lieber für Restauration preußischen Kulturbesitzes verwendet werden!

  24. gohfix  Auf dem Alexanderplatz gibt es eine sehr gepflegte, kostenpflichtige Toilette. Aber man sieht die „Burschen„ (sagen wir mal so)  den Lattenzaun um die U-Bahn-Baustelle be-pinkeln. Wenn das Humboldtforum keine Eintrittsgebühr verlangt, dann kann man wohl kaum den Toilettenbesuch darin kostenpflichtig machen?!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert